Krefelder Boxcamp: Durchziehen bis zum letzten Gong (mit Video)

Das erste „Krefelder Boxcamp“ versetzt alle Beteiligten in pure Begeisterung. Spaß trifft Disziplin, trifft Ausdauer, trifft Muskelkater.

Beim Training geben sie alles.

Ziemlich abgelegen führt einen der Eingang ins „Sam Box 4You“ an der Oelschlägerstraße erst einmal durch eine Tiefgarage. Die Treppe hinauf hängt der Turnhallengeruch schon in der Luft. Eine schwere Stahltür weiter fällt der erste Blick direkt auf den Boxring, der keine zwei Meter vom Eingang entfernt steht. Mehr Boxfeeling geht nicht.

Foto: Dirk Jochmann

Inhaber Farouk „Sam“ Ajagbe ist mitten im Training. Fitness und Hantelübungen stehen gerade auf dem Tagesprogramm. Für das Projekt „Krefeld für Kinder“ schult der gebürtige Ghanaer in den ersten Tagen der Osterferien ein gutes Dutzend Mädchen und Jungen aus der Jugendeinrichtung Herbertzstraße. Ehrenamtlich.

Die Idee hinter dem ersten Krefelder Boxcamp, das unter dem Dach der Gesamtinitiative „Krefeld für Kinder“ steigt, ist simpel. Koordinator Gregor Micus erzählt: „Wir wollen auch Kindern, für die nicht jeden Tag die Sonne scheint, die Möglichkeit geben, sich auszupowern und Sport zu treiben.“ Umso begeisterter war er, als Ajagbe zusammen mit seinem Partner Lars Woltermann auf die Idee kamen, das Projekt in ihren Räumen in die Tat umzusetzen. Und dass sie dabei von der Westdeutschen Zeitung unterstützt werden.

Ajagbe sagt: „Für mich wird ein Traum wahr, etwas zurückgeben zu können. Es macht mir unheimlich viel Spaß, Kindern ein wenig beibringen zu können.“

Und so startet auch der letzte der drei Tage wie jeder andere: Um Punkt 9.30 Uhr treffen sich alle Beteiligten in der Jugendeinrichtung Herbertzstraße, danach geht es mit Bus und Bahn in Richtung Boxcenter. Bevor die Boxhandschuhe geschnürt werden, geht es aber erst einmal ans Aufwärmprogramm. Und das noch vor dem Eingang. Karl Vogt, Leiter der Jugendeinrichtung, scherzt: „So eine Tiefgarage bietet sich natürlich für ein wenig Ausdauertraining an.“ Zusammen mit Diana Gellendin sind die beiden Betreuer jeden Tag mit dabei und beobachten, mit wie viel Energie der Großteil der Kinder an das Projekt herangeht. Vogt sagt: „Es ist schon hart, aber unglaublich toll. Alle gehen hier Tag für Tag an ihre Leistungsgrenze und entwickeln immer mehr Selbstvertrauen.“ Die ohnehin sportliche Einrichtung bietet von sich aus Kurse zur Selbstverteidigung und Kickboxen an, daher wird es für die teilnehmenden Kinder nicht das letzte Training sein. „Wir wollen das Ganze auf jeden Fall bei uns fortführen und ihnen weiter die Möglichkeit geben zu boxen“, betont Vogt.

Während die Ersten schon die Boxhandschuhe anziehen wollen, holt Ajagbe zunächst die Fitnessmatte heraus. Ein paar Liegestütze, im Hintergrund läuft die passende Rapmusik. Motivation eben. Als der Gong ertönt, wird die Station gewechselt. Jetzt geht an die Sechs-Kilo-Hanteln. Es ist all das zusammen, was einen guten Boxer ausmacht. Das weiß Ajagbe am besten und sagt: „Man muss Ausdauer und Kraft haben aber gleichzeitig auch fit und beweglich sein.“ Und dann geht es doch noch an den Boxsack. Eine Kombination aus vier bis zehn Schlägen. Das geht auf die Kondition.

Die, bei denen dann noch immer nicht der Schweiß tropft, dürfen in den Clinch mit Ajagbe. Trainiert wird Beinarbeit und wie man Schlägen am besten ausweicht. Doch auch das beste Training geht irgendwann einmal zu Ende und so ist nach drei Tagen Boxcamp Schluss. Eine Fortsetzung wird es definitiv geben, da ist sich Ajagbe sicher. Viele hätten gerne noch ein paar Tage dran gehangen — und das trotz Muskelkater. Keiner ist abgesprungen, alle haben bis zum letzten Gong durchgezogen. Einen besseren Beweis dafür, wie viel Spaß alle Beteiligten hatten, gibt es nicht.