Krefeld Krefelder feiern das Folklorefest
Die Organisatoren präsentierten Samstag an der Alten Kirche Weltmusik zum Tanzen. Dazu gab es internationale Gerichte.
Krefeld. Wow, das mitzuerleben ist schon klasse! Die Krefelder haben so richtig Bock auf fremde Kulturen und deren Lebensart. So bummeln viele Interessierte über den Genießermarkt am Platz an der Alten Kirche, lassen sich nieder und kosten die leckeren Speisen, die an den Ständen angeboten werden. Zum zweiten Mal findet der Markt im Rahmen des Folkorefestes statt. Vor dem Stand mit erythreischen Spezialitäten bildet sich ratzfatz eine Menschenschlange.
Die Neukrefelderin Ina Seidel ist mit ihrer Familie gekommen. „Wir möchten in Krefeld die volle Kultur erleben,“ sagt sie. Die junge Mama, der Papa und die zwei kleinen Mädchen haben sich mit erythreischem Fingerfood eingedeckt: gefüllte Blätterteigtaschen und Injera-Rollen. Die dreijährige Mia beißt in eine der Köstlichkeiten, hält kurz inne, legt diese wieder weg, um kurz darauf beherzt drauf los zu mampfen. Auch ein Paar aus Hüls setzt auf Fingerfood aus Erythrea und wird nicht enttäuscht.
Wenn man es als Besucher schafft, sich von den herrlich duftenden Köstlichkeiten wie Timtumo — einem köstlichen Linseneintopf — loszueisen, strömen einem indische Aromen, der Duft von gegrillten Sardinen am portugiesischen Stand oder türkischer Leckereien und vieles andere mehr entgegen. „Wildfremde Menschen, die sich in den Armen liegen und miteinander tanzen, so könnte Welt passieren“, formuliert es Moderator Helmut Wenderoth bei der offiziellen Eröffnung des Bühnen-Programms in Anlehnung an das Credo des Events.
Ute Richter vom Flüchtlingsrat der Stadt eröffnet das Fest. Sie sagt: „Im häufig hüftsteifem Nordeuropa wird Ausgelassenheit schon mal als Lärmbelästigung und peinlich empfunden. Aber Musik kann als Medium dienen, über die sich Menschen verbunden fühlen.“
Was anschließend geschieht, ist einfach nur phänomenal: Kaum hat die argentinisch-italienische Combo „España Circo Este“ die Bühne in Beschlag genommen, schafft sie es mit ihrer Mischung aus Balkan Beats, Hip-Hop, Rap und Tango-Punk — mal mit Geige oder Akkordeon — das Publikum vom Fleck weg mit zu nehmen. Wahnsinn, welch’ mitreißenden Sound die Mannen um den Frontmann mit Ringelleggings und Bärchenmütze vom Stapel lassen. So sieht man Menschen allen Alters, die im Nu dem Sommersound verfallen: Gesetzte Damen, deren Knie zucken, eine Hand am Rollator, die den Rhythmus mittrommelt, Kleinkinder auf Papas Schultern überhaupt wimmelt es auf dem proppenvollen Platz nur voll Menschen mit fröhlich-entspannten Gesichtern.
Nein diese Musik sei überhaupt nicht seins, verrät ein älterer Herr mitten in der Menge, der soeben Beifall geklatscht hat. Sagt’s und: Verweilt angewurzelt. Mechthild Carrara und ihr Lebensgefährte Ricardo aus Düsseldorf sind restlos begeistert. Ricardo, gebürtiger Argentinier, strahlend: „Diese Musik ist absolut authentisch.“
Der Abend gipfelt mit „Doctor Krapula“ (Kolumbien) und der „Amsterdam Klezmer Band“ seinem Höhepunkt entgegen. Harry Emke, Vorsitzender des Vereins Initiative Folklorefest Krefeld, freut sich: „Es war ein wunderschönes Fest. Die Bands auf der Bühne haben an beiden Tagen den ganzen Platz zum Tanzen gebracht.“