Demo gegen Rechtsextremismus in Krefeld Splitter vom Tag
Krefeld · Von Historischem, erfolgreichem Spendenaufruf, Gemeinsamkeiten und „Arbeiterfeindlichen Parteiprogrammen“
Hier ein paar Splitter vom Tag der großen Demo in Krefeld gegen Rechtsextremismus, Fremdenhass und Rassismus am Samstag, 3. Februar. Der Sprödentalplatz als Ziel der Demo mit Abschlussprogramm hat auch eine „dunkle“ historische Geschichte. Während die direkt dort hingekommenen Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf das Ankommen des Demo-Zuges warteten, erinnerte die Moderatorin auf der großen Bühne an das Jahr 1936. Damals, genau auf diesem Platz, hatte Julius Streicher, Herausgeber der antisemitischen Wochenzeitung „Der Stürmer“, gegen Juden unter Applaus lautstark gehetzt. „Heute können wir die Nazis übertönen“, sagte die Moderatorin. „Über 12 000 haben sich bewusst entschieden, für Deutschland und seine Demokratie zu kämpfen (. . .) Wir sind mehr!“
Während die Zigtausenden noch über die Ritterstraße zogen, war laut Veranstalterkollektiv schon klar, der Spendenaufruf ist erhört worden. „Wir haben das Ziel geknackt“. Die Kosten für Bühne, Toiletten, Gitterzäune und Sanitäter von rund 7000 Euro sind gedeckt; alles was darüber hinaus geht, wird zu gleichen Teilen an die Villa Merländer, Mobifant und Emmaus (für die Demokratiewerkstatt) gespendet.
Das Schülersprecherteam des Hannah-Arendt-Gymnasiums hatte sich die vergangenen Tage im Unterricht verstärkt mit Rassismus und Alltagsrassismus thematisch auseinander gesetzt. Und „in Gesprächen im Krefelder Alltag viel menschenverachtendes gehört.“ „Wir sind hier in einer vielfältigen Stadt aufgewachsen und dafür dankbar“. Damit das so bleibt, erinnerten sie an die Worte des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (1969-1974): „Vielfalt ist Stärke, nicht Uniformität.“
Mussié Mesghinna, heute 74 Jahre alt, kommt aus Eritrea und leitete 26 Jahre lang beim Caritasverband für die Region Krefeld den Fachdienst für Integration und Migration. Er wurde von den älteren Krefeldern mit Applaus begrüßt, und lud die Zuhörer ein, „schaut vor euch, neben euch und hinter euch und atmet alle die gleiche Luft der Freiheit, der Gemeinsamkeit und der Solidarität ein“ – und „sorgt dafür, dass sie (Anmerkung der Redaktion: die Rechtsextremen und die AfD) uns nicht trennen können.“
Sich auch solidarisch in den Betrieben zu zeigen, dafür warb Dominik Kofent, Verdi-Bezirksgeschäftsführer „Linker Niederrhein“. „Krefeld ist kein Ort für Rassismus!“ Gerade in den Betrieben müsse klar sein, dass die AfD keine Lösung sei, vor allem nicht für die Mitte der Gesellschaft. „Die AfD will Steuerentlastung für die Superreichen, will kein Bürger- und Arbeitslosengeld, keine ,Strom- und Gasbremse’ zur Entlastung der Bürger und auch keine sichere Rente, sondern vielmehr eine teilprivatisierte Rente.“ Ebenso wenig will sie flexible Arbeitszeiten. Und vor allem wolle diese Partei die Frauen wieder aus der Arbeitswelt und zurück in die Familie und an den Herd drängen. „Das dürfen wir gemeinsam nicht zulassen“, lautete sein Appell unter Applaus.
„Nie wieder ist jetzt! – gemeinsam gegen Rechtsextremismus“, das betonten auch Elisabeth Völlings vom Flüchtlingsrat, Georg Meurer von der „Seebrücke“ und der Jugendclub des Theaters Krefeld/Mönchengladbach. „Wählt keine Faschisten“, forderten die Jugendlichen und zählten zahlreiche Länder auf, in denen sich Ultra-Rechte, Rechtsextreme und Faschisten „zur Wahl“ stellen.
Die Krefelder Band Mondo Mashup verabschiedete die Teilnehmer mit dem Lied von Ton, Steine, Scherben „Mein Name ist Mensch“ (1971). Die ersten Zeilen lauten: „Ich habe viele Väter, ich habe viele Mütter. Und ich habe viele Schwestern und ich habe viele Brüder. Meine Väter sind schwarz und meine Mütter sind gelb. Meine Brüder sind rot und meine Schwestern sind hell. Ich bin über zehntausend Jahre alt und mein Name ist Mensch.“ yb