Gründerpreis Krefelder tüfteln für grünen Wasserstoff
Krefeld · Die Serie zum Gründerpreis Krefeld 2023; Eric Hartmann und Martin Wilhelm haben das Unternehmen ins Leben gerufen.
Die Existenzgründer der Krecotec GmbH, Eric Hartmann (58 Jahre) und Martin Wilhelm (41), haben sich bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber in Kempen kennengelernt. Seit der Gründung ihres Unternehmens am 1. April 2022 investieren die Diplomingenieure für Elektrotechnik (Hartmann) sowie für Mechatronik und Business Engineering (Wilhelm) ihre jahrzehntelange Erfahrung im Geschäft mit alternativen Energien in ihr Start-up am traditionsreichen Standort der ehemaligen Weinbrennerei Dujardin in Uerdingen.
Dort entwickeln sie bevorzugt Leistungselektronik für grünen Wasserstoff, der mithilfe von Elektrolyseuren aus Wind- und Sonnenenergie gewonnen wird. Der Elektrolyseur ist die technische Lösung, um Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu trennen. Die Technologien dafür unterscheiden sich in ihrem Bedarf an Strom und Spannung, wofür es noch keine Standards gibt. Dank gesammelter Erfahrungswerte seien jedoch individuelle Lösungen möglich, die die sensible Elektronik vor allen Umwelteinflüssen schützt. Die Zielrichtung: „Wir konzentrieren uns auf technisch wie wirtschaftlich optimierte, netzdienliche Systemlösungen, bei denen Wechselstrom in Gleichstrom verwandelt wird.“
Schon der Firmenname fasst die Unternehmensausrichtung gut zusammen. „Kre“ steht für Krefeld, „co“ für Conversion (Umwandlung), „tec“ für Technologie und „eco“ lässt sich als Öko definieren. Dabei folgen die Gründer dem aktuellen „Markthochlauf“ zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, um die umwelt- und klimaschädlichen fossilen Energieträger Gas, Kohle und Öl zu ersetzen.
Hartmann kommt aus der Windumrichtertechnik, Wilhelm aus der Fotovoltaik, was sie als ideale Ergänzung ihrer Aufgaben ansehen. „Am Fuß einer jeden Windmühle muss ein passender Elektrolyseur zur direkten Netzanbindung stehen“, erklärt Hartmann, der sich hauptsächlich um die technische Versorgungsarchitektur kümmert. Mitgründer Wilhelm konzentriert sich auf Vertrieb und Kundenansprache. Wichtige Entscheidungen treffen die geschäftsführenden Gesellschafter gemeinsam.
„In dem jungen, dynamischen Markt gibt es nur wenige Standardlösungen. Vielmehr ist eine ständige Anpassung nötig, wobei auf die Kosten zu achten ist“, sagt Wilhelm. Das gelte für alle Kunden, wozu die Hersteller von Gleichrichtern gehören, die ihr Portfolio anpassen müssen, um wettbewerbsfähige Produkte anbieten zu können. Krecotec verhandelt außerdem mit Projektierern, die als Generalunternehmer eine unabhängige fachliche Beratung wünschen, und mit Industriekonzernen, um offizieller Engineering-Partner zu werden. Erste Aufträge für Elektrolyse-Projekte liegen bereits vor.
„Unser Aktionsfeld ist Europa, auch wenn in unseren Breiten Wasserstoff eher regional in kleineren Mengen hergestellt werden kann.“ Ideale und kostengünstige Voraussetzungen für die Erzeugung von Wasserstoff fänden sich vor allem in Kontinenten wie Australien und Ländern wie Kasachstan, Chile und auf der arabischen Halbinsel, wo möglichst viel Sonne scheine und Wind wehe oder in Kanada, das Energie aus Wasserkraft gewinnt. „Uns ist bewusst, dass Wasserstoff anteilig an den erneuerbaren Energien nur einen kleineren Teil am Markt ausmachen wird wie in der Automobilindustrie“, schätzen die Ingenieure den Markt professionell ein. Energetisch seien Wasserstoffautos eigentlich Humbug, da sie im Prinzip Hybridfahrzeuge seien und außer einem Wasserstofftank eine Batterie brauchen. Auch werde es Heizen mit grünem Wasserstoff in absehbarer Zeit bei uns nicht geben, sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus technischen Gründen, widersprechen sie Teilen der Politik.
Grüner Wasserstoff soll bei
der Stahlerzeugung helfen
Andererseits sehen sie in der industriellen Nutzung wie für die Stahlerzeugung beste Chancen. Dort könne zum Beispiel schon genutzter grauer Wasserstoff aus Erdgas, der allerdings Kohlendioxid emittiere, durch grünen Wasserstoff ersetzt werden. „Generell wollen wir die Energiewende ganzheitlich voranbringen und neben der erneuerbaren Primärenergieerzeugung die Verbindung zum Wärmemarkt ermöglichen.“ Dafür sei NRW ein geeigneter Markt und Uerdingen in Nachbarschaft zum Chempark und mit guten Verkehrsanbindungen ein idealer Standort. „Gerne würden wir auch den heimischen Stadtwerken helfen, ihre erneuerbaren Energien in Elektrolyseure zu bringen“, so das Angebot.
All diese Entwicklungen müssten vor allem schnell gehen, um den technischen Anschluss in dem boomenden Markt nicht zu verpassen. Deswegen macht Krecotec richtig Tempo. Stand heute sind außer den beiden Geschäftsführern schon fünf Elektroingenieure und Techniker beschäftigt. Der Nachwuchs wird an regionalen Hochschulen gewonnen. Perspektivisch sind mehr als zwanzig Beschäftigte angedacht.
Als Glücksfall bezeichnen die Visionäre einen Investor aus der Industrie, der ihr Vorhaben mit einem sechsstelligen Eurobetrag unterstützt. Die Prognose: „Bis 2025 wird weltweit ein Anstieg der Wasserstoffkapazität durch neue Elektolyseure auf 30 Gigawatt elektrische Leistung erwartet. An dieser technischen Entwicklung, die auch von Deutschland ausgeht, mit einem Cluster in NRW, wollen wir auch als kleines Unternehmen dank starker Innovationskraft teilhaben“, sagen die Visionäre.