Wirtschaft Oppumer Unternehmen stellt Schutzvisiere her
Oppum · Die Mitarbeiter von Hannen und Stein fertigen in Handarbeit den Gesichtsschutz, den vor allem Ärzte von Covid-19-Patienten benötigen.
Das Unternehmen „Hannen und Stein“ von Norbert Miethke wurde 1872 gegründet. Noch nie hat es in den vielen Jahren seines Bestehens eine Zeit wie diese gegeben. „Hannen und Stein“ ist ein Großhandelsunternehmen, Partner von Industrie und Handwerk, das unter anderem Arbeitsschutzbekleidung vertreibt. In Corona-Zeiten wird umgedacht und nun produziert. Es werden in der Ärzteschaft dringend benötigte Gesichtsschutzschirme in Handarbeit hergestellt. „Als Großhändler für technischen Industriebedarf und Arbeitsschutz verkaufen wir im Standardprogramm unter anderem Atemmasken, Einweghandschuhe und -anzüge, aber auch Helme und Gesichtsschutzartikel wie Brillen und Visiere“, berichtet Geschäftsführer Miethke, dessen Firma 2017 als „Familienfreundlichstes Unternehmen in Krefeld“ von der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft ausgezeichnet wurde.
„Auf Grund der Corona-Krise sind viele dieser Artikel entweder gar nicht mehr oder nur in geringen Stückzahlen am Markt zu bekommen. Da wir aber vor allem von Krankenhäusern und Arztpraxen eine dringende Nachfrage nach Gesichtsschutz-Artikeln verzeichnen, haben wir einen Gesichtsschutzschirm entwickelt, den wir im eigenen Haus in Handarbeit fertigen. Eine erste Bestellung über 500 Stück haben wir von einem großen Krankenhausträger in Krefeld erhalten.“
Ein Gesichtsschutzschild biete im Gegensatz zu den klassischen Schutzbrillen und Mundschutz für Arzt und Patienten den klaren Vorteil, dass das komplette Gesicht geschützt sei. Dazu sagt Guido Kemmeries, Chefarzt am Institut für Notfallmedizin am Helios-Klinikum: „Bei der Behandlung von Verdachts- oder bestätigten Covid-19-Patienten tragen alle ärztlichen und pflegerischen Kollegen persönliche Schutzkleidung. Dazu gehören spezielle Masken und Handschuhe, außerdem Schutzkittel, -hauben und -brillen oder -visiere. Besonders beim Absaugen, so beispielsweise bei der Entnahme von Rachenabstrichen oder bei Bronchoskopien, schirmen die Gesichtsvisiere in Kombination mit den Masken die eigenen Schleimhäute in Mund, Nase und Augen sicher vor Tröpfcheninfektionen ab.“
Bei einer Reihe von Produkten am Markt sei die Versorgungslage erheblich angespannt, berichtet der Mediziner weiter. „Unsere Task Force bewertet die Materiallage in allen Kliniken täglich aufs Neue und arbeitet intensiv daran, notwendige Produkte an den internationalen Märkten zu finden und einzukaufen. Derzeit haben wir keine Engpässe, allerdings ist die aktuelle Versorgungslage mit Schutzmaterial immer als Momentaufnahme zu sehen. Vor diesem Hintergrund freuen wir uns sehr über die konstruktive Zusammenarbeit mit Krefelder Unternehmen, die uns ihre Hilfe angeboten haben und uns dabei unterstützen, notwendige Bestände langfristig abzusichern. Das schafft zusätzliche Sicherheit.“
Das Visier darf nicht
zu schwer sein
Es habe schon einige Tage gedauert, erklärt Miethke, bis die Gesichtsschutzschirme so zusammengesetzt waren, dass sie für die Ärzte auf Dauer nicht zu schwer, das Stirnband weich und die Nieten aus rostfreiem Stahl waren. „Die Folie richtig zu biegen ist eine Herausforderung gewesen“, berichtet Prokurist Nils Christall. „Wir haben Mitarbeiter von der Kurzarbeit freigestellt und ausprobiert. Jetzt bekommen wir Material für weitere 2500 Visiere.“
Neben dem großen Haus in Krefeld ist Miethke mit Kliniken in Düsseldorf, Köln, Bielefeld und Nürnberg im Gespräch. „Wir wollen auch jetzt Geld verdienen. Der Umsatz steht natürlich in keiner Relation zu anderen Zeiten.“
Matthias Meurer ist einer der Angestellten, die Hand anlegen für den Schutz von Ärzten, Pflegern und ihrer Patienten. „Sonst habe ich hier den kaufmännischen Part, bin weniger handwerklich unterwegs. Es macht Spaß, den Prototypen aus verschiedenen Materialien hinzukriegen und jetzt selbst das Produkt herzustellen.“