Silber ist sicher Krefelderin Aline Rotter-Focken zieht ins Olympia-Finale ein

Tokio · Ringerin Aline Rotter-Focken kämpft sich in Tokio ins Finale. Es ist ein historischer Erfolg für das deutsche Frauen-Team - und der krönende Karriereabschluss für die frühere Weltmeisterin.

Krefelderin Aline Rotter-Focken zieht ins Olympia-Finale ein.

Foto: dpa/Aaron Favila

Sie greift nach Gold zum Karriere-Abschluss! Ex-Weltmeisterin Aline Rotter-Focken hat für die erste deutsche Olympia-Medaille im Frauen-Ringen überhaupt gesorgt. Die Krefelderin zog ins Finale von Tokio ein und hat damit schon mindestens Silber sicher. Gegnerin im Kampf um Gold am Montag (ab 13.55 Uhr/MESZ) ist die amtierende Weltmeisterin und bei den Spielen in Japan topgesetzte Amerikanerin Adeline Gray. Anschließend wird Rotter-Focken ihre sportliche Laufbahn beenden.

Im Halbfinale am Sonntag setzte sich die 30-Jährige mit 3:1 gegen Asienmeisterin Hiroe Minagawa aus Japan durch. Zuvor hatte sie Wassilissa Marsaljuk aus Belarus mit 2:1 und die Chinesin Qian Zhou mit 8:3 besiegt. Rotter-Focken ist seit Jahren die Vorzeigeathletin im deutschen Frauen-Team. Neben Gold 2014 gewann sie unter anderem drei weitere WM-Medaillen: 2017 Silber, 2015 und 2019 Bronze. Drei dieser vier Plaketten holte sie noch in der Klasse bis 69 Kilogramm.

Olympisches Edelmetall fehlte Rotter-Focken bislang noch. Der Traum davon trieb sie seit Jahren an. An ihrem frühen Aus bei den Spielen in Rio de Janeiro 2016, die sie letztlich auf dem neunten Rang beendete, hatte sie lange zu knabbern. Doch sie kämpfte sich zurück. „Sie hat eine unglaubliche Selbstdisziplin“, sagte Bundestrainer Patrick Loes der Deutschen Presse-Agentur. „Nie hat sie sich auf Höhen ausgeruht, nie hat sie sich nach Tiefen im Training hängen lassen.“ Immer habe sie sich kritisch hinterfragt, betonte der Sportdirektor des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), Jannis Zamanduridis.

Auch in der unmittelbaren Vorbereitung auf ihre Abschiedsvorstellung überließ Rotter-Focken nichts dem Zufall. Anders als die Männer bezogen die Frauen direkt vor Olympia noch ein Trainingslager in Japan um sich zu akklimatisieren. „Sie wirkt hier die ganze Zeit sehr fokussiert, gar nicht verkrampft“, sagte Zamanduridis. Die Verlegung der Spiele um ein Jahr habe seiner Athletin womöglich gut getan, so der 55-Jährige. „Gerade im letzten Jahr gab es bei Aline nochmal eine Leistungsentwicklung. Sie ist noch mehr in diese Gewichtsklasse reingewachsen.“ Und in der nun sogar endgültig ganz oben angekommen.

Die Griechisch-römisch-Athleten Eduard Popp und Etienne Kinsinger hingegen schieden aus. Der Heilbronner Popp unterlag im Viertelfinale der Gewichtsklasse bis 130 Kilogramm dem mehrfachen Welt- und Europameister Riza Kayaalp (Türkei), der anschließend am dreimaligen Olympiasieger Mijain Lopez Nunez (Kuba) scheiterte. Für den Köllerbacher Kinsinger (Klasse bis 60 Kilogramm) war bereits nach der Auftaktniederlage gegen den Chinesen Sailike Walihan Schluss. Dank Rotter-Focken hat das deutsche Ringer-Team seine Ausbeute von 2016, als es nur einmal Bronze durch Denis Kudla gab, am ersten Wettkampftag in der Makuhari Messe-Halle nun aber schon überboten.

(dpa)