Serie Krefelds Partnerstadt Leicester: Wo ein König unter dem Parkplatz lag
Krefeld · Wir stellen die sehenswerten Seiten der Krefelder Partnerstädte vor – heute sind wir in Leicester.
Wer in Großbritannien Urlaub machen möchte, der reist nach London oder Cornwall, vielleicht auch noch nach Yorkshire. Aber Leicester ist selbst in der Partnerstadt Krefeld vielen nicht bekannt. Die Erwartungen sind deshalb gering – doch wer dort ankommt, erlebt eine positive Überraschung. „Das ist eine sehr lebendige, schöne Stadt“, betont Christoph Elles vom Krefelder Presseamt, der erst im vergangenen Mai mit einer Krefelder Delegation in der Partnerstadt war. Wir stellen die Stadt einmal vor.
Gut zu wissen: Anreise, Wetter und mehr
Leicester ist seit dem 14. Mai 1969 mit Krefeld partnerschaftlich verbunden. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt eine Stunde. Die Stadt in den East Midlands hat 355 000 Einwohner und liegt Luftlinie 546 Kilometer von Krefeld entfernt. Es gibt Non-Stop-Flüge ab Düsseldorf (etwa mit Eurowings oder British Airways), die knapp eineinhalb Stunden dauern und zwischen 74 und 100 Euro kosten. Auch mit Fähre und Bahn ist die britische Stadt erreichbar. Die Leicester Railway Station liegt unmittelbar im Zentrum, bis nach London dauert die Fahrt eineinhalb Stunden. Die besten Reisezeiten liegen im späten Frühling oder Sommer – im Juli/August beträgt die Höchsttemperatur im Durchschnitt 21 Grad und die Sonne scheint bis zu sechs Stunden. Zu große Erwartungen ans Wetter sollte man in Großbritannien aber nicht setzten: Selbst im Monat Juli regnet es in Leicester laut Statistik an 24 Tagen, regenärmster Monat ist der September mit 22 Tagen. Einen Schirm sollte man also unbedingt in den Koffer packen. Das Reisezentrum befindet sich an der Every Street. Mehr Infos gibt es hier im Internet.
Best of: Die zehn wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt
Leicester ist mehr als 2000 Jahre alt und wurde von den Römern gegründet. Vermutlich leitete sich der Name von den römischen Wörtern Ligore (Einwohner am Fluss Legro, heute Soar) und Castra (Militärlager) ab. Das sehenswerte Stadtzentrum ist hauptsächlich im viktorianischen Stil erbaut. Hier die zehn wohl wichtigsten Sehenswürdigkeiten:
1. King Richard III. Visitor Centre: Unter einem Parkplatz sind 2012 die Gebeine des englischen Königs Richard III. (1452–1485) gefunden worden, der im gleichnamigen Shakespeare-Drama („Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd“) den Bösewicht gibt. Sie galten über Jahrhunderte als verschollen. Etwa 2005 hat sich eine private Initiative namens „Looking for Richard“ (Suche nach Richard) gegründet. Deren Vertreter zweifelten an der weit verbreiteten Hypothese, dass Richards Leiche nach seinem Tod auf einem Schlachtfeld nahe Leicester (Battle of Bosworth Field, 22. August 1485) in den Fluss geworfen worden war. Durch jahrelange Recherche ermittelten sie den ungefähren Standort seiner vermuteten Grabstätte. Im August 2012 begannen an dieser Stelle — damals ein öffentlicher Parkplatz in der Innenstadt von Leicester — Grabungsarbeiten, unterstützt von der Universität und der Stadt. Genau dort, wo man die Leiche vermutete, wurde nach wenigen Stunden ein Skelett mit verkrüppelter Wirbelsäule gefunden. Forensische Untersuchungen haben mittlerweile zweifelsfrei erwiesen, dass es sich um den früheren englischen Herrscher handelte, der in einer offenen Feldschlacht ums Leben kam und wohl dort begraben wurde. Ein modernes Ausstellungszentrum stellt heute das Leben und Sterben Richards sowie die sensationellen Umstände seiner Wiederentdeckung dar.
2. National Space Centre: Wer sich für die Themen Weltraum und Astronomie interessiert, der ist im National Space Centre richtig.
3. Curve Theater: Das Curve Theater befindet sich im Kulturviertel im Stadtzentrum. Es wurde 2008 eröffnet und beeindruckt durch seine ungewöhnliche Architektur.
4. Leicester Castle: Von der Burg im Westen des Stadtzentrums sind nur noch eine Motte, einige Ruinen und der Rittersaal von 1150 erhalten.
5. Abbey Pumping Station: Die Abbey Pumping Station ist ein Museum für Wissenschaft und Technologie.
6. Leicester Cathedral: Die anglikanische Kathedrale der Stadt ist dem Heiligen Martin geweiht. Sie wurde erstmals 1086 erwähnt und ist Bischofssitz.
7. Leicester Market: Der größte überdachte Markt Europas befindet sich seit 700 Jahren an diesem Standort. Dort werden Waren wie der Red Leicester Cheese lautstark angeboten.
8. Leicester-Bridges: Drei mittelalterliche Brücken in der Stadt sind erhalten geblieben: Packhorse Bridge, King William’s Bridge und Belgrave Bridge.
9. New Walk Museum and Art Gallery: 1849 als eines der ersten öffentlichen Museen in Großbritannien eröffnet, zeigt das New Walk Exponate aus Wissenschaft, Geschichte und Kunst.
10. King Power Stadium: Die 2002 eröffnete Heimat des Fußballclubs Leicester City, genannt „The Foxes“, der 2016 völlig überraschend die englische Meisterschaft gewann.
Hier kann man wohnen
Auf den einschlägigen Buchungsportalen im Internet finden sich viele Hotels und Privatunterkünfte in Leicester. Besonders beliebt sind Winstanley House und The Villare Hotel. In der Umgebung findet sich auch zum Beispiel Castle Farmhouse Bed and Breakfast. Die Preise liegen laut booking.com für Drei-Sterne-Hotels bei durchschnittlich knapp 70 Euro pro Person und Nacht. Vier-Sterne-Hotels kosten im Schnitt 106,22 Euro pro Nacht.
Fettnäpfchen vermeiden
Name: Schön wäre es, den Namen Leicester richtig auszusprechen. Oft kommt dabei so etwas wie Leih-Kester oder Lie-sess-ter heraus. Gute Güte! Richtig ist: Less-ter.
Brexit: Besser nicht bei den Einheimischen Kritik am bevorstehenden Brexit üben: Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung haben sich dafür ausgesprochen.
Karneval: Auch wer aus dem rheinischen Krefeld kommt, sollte sich nicht über den Karneval in Leicester lustig machen. Dieser ist nämlich stark karibisch geprägt und deshalb bunt und temperamentvoll. Ähnlich beliebt ist das indische Feuerfestival. Woran zu erkennen ist, dass die Stadt einen hohen Anteil von Bevölkerungsgruppen aus allen möglichen Ecken im ehemaligen Empire hat. In einigen Jahren wird Leicester vermutlich die erste Stadt Europas mit einer Bevölkerungsmehrheit sein, deren Vorfahren nicht-europäischen Ursprungs sind.