700 Personen häkelten ein großes Korallenriff

Das ungewöhnliche Objekt im Deutschen Textilmuseum verbindet Kunst mit Umweltschutz und Meeresbiologie.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Gekräuselt, wellenartig und in unzähligen Farben präsentiert sich das riesige Korallenriff im Deutschen Textilmuseum. Es bildet das Zentrum einer neuen Ausstellung mit dem witzigen Titel „Häkelkosmos“. Tatsächlich besteht die fantastische Landschaft, die sich da vor dem Besucher auftürmt, aus ungefähr 5000 gehäkelten Einzelteilen. 700 Personen waren an diesem „Föhrer Riff“ beteiligt, das jetzt in Krefeld seine vierte Ausstellungsstation hat.

Dahinter steckt kein Wettbewerb im Handarbeiten, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Umweltschutz und Meeresbiologie. Dabei spielen auch mathematische Erkenntnisse eine Rolle, denn die Form der Korallen ist auf die sogenannte hyperbolische Form zurückzuführen.

Diese Mischung aus Naturwissenschaft, Ökologie und Kunst gab auch für Museumsleiterin Annette Schieck den Ausschlag, dieses ungewöhnliche Objekt nach Krefeld zu holen. „Das Handarbeiten schafft eine Übertragung in leicht verständliche Formen“ sagt sie.

Mehrere Tage dauerte der Aufbau, der jedes Mal den Gegebenheiten des Ortes angepasst wird. So kann man diesmal das Riff erstmals auch von oben betrachten, was angesichts der vielfältigen Formen besonders reizvoll ist.

Wesentlich kleiner ist das daneben gezeigte „Krefelder Riff“, das 30 Damen aus dem Linner Seniorenclub „Em Cavenn“ geschaffen haben. Hier stand das Thema Gemeinschaftsprojekt im Vordergrund, und mit zahlreichen Meerestieren bevölkert, fällt es etwas verspielter aus. Prachtstück ist ein gehäkelter Hummer.

Noch spannender ist der zweite Teil der Schau, der hauptsächlich in der oberen Etage zu sehen ist. Mit ebenfalls gehäkelten oder gestrickten Arbeiten zeigen vier Künstlerinnen weitere Beispiele für eine Verbindung von Kunst und Natur.

Silke Bosbach bindet ihre textilen Kunstwerke in die Natur ein und fotografiert sie. Wie der sprichwörtliche rote Faden kriecht ein gestricktes Element aus einem Bild heraus und kleine gehäkelte Seepocken fügen sich zu einer reizvollen Installation zusammen.

Als Rückzugsorte vor einer lauten Umwelt hat Susan Feind ihre schwarzen Löcher geschaffen. Die unterschiedlich langen trichterförmigen Objekte hängen von der Decke herab. Der Besucher ist aufgefordert, sie auch auszuprobieren.

Ironie schwingt in der Installation von Ulrike Waltemathe mit. Das Aussehen ihrer kleinen „praktischen Familienbenutzer“ ist nämlich auf Formen von Bazillen und Pollen zurückzuführen.

Etwas ganz besonderes sind die gehäkelten geologischen Profile von Katharina Krenkel. Nicht aus Wolle sondern aus Videobändern sind ihre verführerisch glänzenden, schwarzen Pilz-Skulpturen. Auch dies ein Kommentar zur Umweltproblematik, denn das Material ist giftig und schwer zersetzbar.