Martin R Beckers „Werkschau IV“: Nostalgischer Blick zurück

Mit der „Werkschau IV“ feiert Martin R. Becker auch seinen 65. Geburtstag.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Künstler gehen nicht in Rente. Das gilt auch für Martin R. Becker, der morgen seinen 65. Geburtstag feiert. Statt Ruhestand gibt es eine neue Ausstellung im Kunst-Spektrum der Gemeinschaft Krefelder Künstler GKK.

Der Titel „Werkschau IV“ weist bereits daraufhin, dass es sich nicht um eine zu solchen Anlässen übliche Retrospektive handelt. Den Besucher erwartet vielmehr eine intelligent konzipierte Schau, die in verschiedenen Werkgruppen ältere und neue Arbeiten präsentiert, einen leicht nostalgischen Blick in die Vergangenheit riskiert und Ausblicke auf Zukünftiges gewährt.

Nostalgie schwingt in der neuesten Serie mit, die im ersten Raum zu sehen ist. Ein altes schwarzes Telefon (Modell W 48), ein Relikt aus Beckers Kindheit, wird zum Ausgangspunkt der Bildserie „doubleUfourtyeight“, die er mit moderner Computer-Technik erstellt hat.

Der Künstler, der sich seit Jahren mit gegenstandsloser Malerei in Schwarz-Weiß beschäftigt, nutzt für seine Arbeit auch gerne die neuen Technologien. „Die technischen Entwicklungen sind in der heutigen Kunst kaum spürbar, ich vermisse das“, sagt Becker. Bei seinen Digitaldrucken auf Leinwand spielt er jedoch auch mit der optischen Nähe zur Malerei.

Die extrem verwischten Strukturen des Telefons könnten auch gemalt sein, wogegen die in unzählige Pixel fast komplett aufgelöste Form eindeutig dem Computer zuzuschreiben sind. Mit Schwarz-, Weiß- und vielen Grauschattierungen bleibt Becker seiner Vorliebe für Nichtfarben dabei treu.

Sehr reizvoll ist das auch bei einer älteren gemalten Bildserie zu sehen, die auf landschaftliche Eindrücke zurückzuführen ist. Der 1999 entstandene „Famara-Zyklus“ weist auf die Landschaft Lanzarotes hin, wohin der Künstler seit Jahren immer wieder reist. Die Acrylbilder mit ihren unterschiedlich hell und dunkel getönten Zonen und den mal weicheren, mal spannungsvolleren Abgrenzungen beeindrucken nach wie vor. Dabei zeichnen sie sich auch durch große Offenheit aus und zwingen dem Betrachter nie konkrete Bilder auf.

Eine Sonderstellung im Werk des Künstlers nehmen seine im nächsten Raum gezeigten Menschenbilder ein. Bei den fotografierten Frauenporträts steht das raffinierte Spiel mit der Unschärfe im Vordergrund. Je mehr man sich dem Bild nähert, umso undeutlicher wird es.

Geschickt leitet die Ausstellung zu ihrem letzten Raum hin, der sich einem klassischen Künstlerthema widmet, dem Selbstporträt. Fotos aus verschiedenen Lebensphasen und unterschiedlich bearbeitet bieten hier einen kleinen Bilderreigen. Vom Schnappschuss als lässiger junger Mann bis hin zum technisch noch getricksten „Selfie“ ist es ein nachdenklicher Abschluss einer insgesamt sehr gelungenen Werkschau.