Orgelkonzert: Himmlische Turbulenzen

Tomasz Adam Nowak improvisierte auf der Klais-Orgel.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Musikalisch korrekt im Kirchenjahr lautete am Pfingstsonntag das Thema des Orgelkonzerts in St. Dionysius: „Veni creator spiritus“. Die Aussendung des Heiligen Geistes an die Jünger, den Beginn der Verkündigung des Evangeliums und damit die Geburtsstunde der katholischen Kirche feiern die Christen an diesem Tag.

Als Gast für das vierte Konzert des Orgelzyklus 2014 in der Stadtkirche hatte Andreas Cavelius seinen Kollegen von der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster, Tomasz Adam Nowak, eingeladen. Das zweite Betätigungsfeld des Polen ist seine Professur für Orgel und Improvisation an der Musikhochschule Detmold — und dies sollte dem recht überschaubaren Publikum ein besonderes Hörerlebnis bieten.

Nach dem Motto der diesjährigen Konzertreihe „Gregorianik in der Orgelmusik“ hatte Nowak einen gregorianischen Hymnus aus dem frühen 9. Jahrhundert für seine erste Improvisation gewählt. Im Stil des norddeutschen Barocks improvisiert er mit fünf Variationen über „Komm Heilger Geist, der Leben schafft“.

Getragen mit einer Dominanz der tiefen Register beginnt er. Nasale Töne und ein klanglicher Minimalismus bestimmen den zweiten Satz, dem filigrane Flötenstimmen, fast fröhlich verspielt, folgen. Der Freude über das biblische Geschehen verleiht er vornehm zurückhaltend seinen Ausdruck.

Mit zwei Werken von Johann Sebastian Bach, in denen der Komponist des Barocks das Thema Heiliger Geist vertont hat und einer modernen, romantisierenden Interpretation von Maurice Duruflé (1902 - 1986), gestaltet Nowak den Mittelteil seines Konzerts an der Klais-Orgel.

Dann kommt er zum furiosen Finale mit seiner Improvisation „Proprium zum Pfingstfest“. Gläserne Klänge, abrupt endende Läufe, ein geheimnisvolles Schwirren, dazu tiefe Töne, ein Grummeln, Geräusche, wie man sie von der Orgel sonst nicht hört, schweben oder donnern durch die Kirche.

Die Darstellung des Heiligen Geistes und der Turbulenzen im Universum zeichnet Nowak mit größter Ausdruckskraft. „Es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Wind“, erläutert er seinen vierten Satz. Für die Entwicklung seines Sturms zieht er alle Register. Cavelius ist begeistert: „Er ist einer unserer besten Improvisatoren!“