Der Dr. Mabuse des Schlagers bleibt zahm

Tolle Musik, anspruchslose Texte – Götz Alsmann ist ein Mann der Kontraste.

Krefeld. Exzellente Musiker garantieren meist einen musikalisch ansprechenden Abend. Das trifft in hohem Maße auf die Götz Alsmann Band zu, die Jazz und Swing geradezu zelebriert und ihren Chef seit Jahrzehnten erfolgreich begleitet. Der letzte echte Entertainer, bekannt aus der TV-Show "Zimmer frei", steht bei seinem Auftritt am Sonntag im Seidenweberhaus nicht hinter seinen begnadeten Kollegen zurück. Er überzeugt vollends mit seinem Klavierspiel.

Der Mann mit der Haartolle singt vor allem deutsche Texte, was bei seinem Publikum bestens ankommt. Ihm eilt der Ruf als König des Jazz-Schlagers voraus, den er vor fast ausverkauftem Haus auch bestätigt.

Im Repertoire sind viele Eigenkompositionen, aber auch Hits wie "17 Jahr, blondes Haar" - musikalisch brillant verjazzt mit tollen Soli, aber Geschmackssache, weil von Udo Jürgens’ Original meilenweit entfernt.

Geschmackssache sind auch die durchweg anspruchslosen Texte, die dem deutschen Schlager leider alle Ehre machen. Sie handeln von Liebe, Leid und Traurigkeit und lassen die Frage offen, weshalb das Programm "Engel oder Teufel" heißt und "himmlisch-teuflische Lieder" ankündigt. Denn weder ihr Inhalt noch der Auftritt des Entertainers lassen an Hölle und Mephisto denken oder gar - wie angekündigt - an den "Dr. Mabuse des deutschen Schlagers". Wie textet Alsmann über den Streit der drei musikalischen Elemente Rhythmus, Text und Melodie? "Jeder dachte, dass er der beste sei, doch besser wären alle drei." An die Hölle erinnern hier nur seine Zwischenmoderationen.

Auch wenn man bei den Texten Tiefgang vermisst, so lässt die starke Musik nichts zu wünschen übrig. Sie ist abwechslungsreich und von großartigen Rhythmus-Wechseln gekennzeichnet. Einen größeren Kontrast als die Interpretationen des Country-Klassikers "Ghost Riders in the Sky" und "Sing, Nachtigall, sing" kann man sich kaum vorstellen. Das Publikum dankt den Künstlern mit anhaltendem Applaus.