Kultur Der Wunsch nach einem Lyrik-Fest
Der dritte Gedichtband „Lichthof“ der Krefelder Viktoria Lösche wurde vor kurzem im Sassafras-Verlag veröffentlicht.
Krefeld. „Es war ein purer Zufall, dass wir uns vor zirka einem Jahr auf der Straße über den Weg gelaufen sind“, erläutert Eugen Gerritz, wie es zu der Zusammenarbeit kam. „Ich kannte Viktoria Lösche bereits von ihren vorherigen Arbeiten und war entsetzt, als sie mir erzählte, dass sie keinen Verlag fand, der ihr neues Manuskript verlegen wollte.“ Viktoria Lösche lud Gerritz zu einem baldigen Treffen auf den Neumarkt ein, „wo sie jede einzelne Seite ihrer Gedichte in einer Feuertonne verbrennen wollte“.
Es sollte natürlich nicht so weit kommen. Dafür sorgte Gerritz gemeinsam mit Evelyn Buchholtz, Thomas Hoeps, Dieter Pützhofen und Renate Wilkes-Valkyser. Die fünf setzten sich dafür ein, dass der Gedichtband mit Hilfe von Subskribenten doch entstehen konnte. Und schlussendlich haben sie ihr Ziel erreicht: „Aktuell sind wir bei 300 Subskribenten“, berichtet Barbara Düsselberg von der Druckerei Düsselberg, die den Verlag Sassafras beheimatet.
In Lösches neuem Gedichtband sind Poeme „aus den vergangenen 20 Jahren erhalten“, erzählt die Lyrikerin, die sehr froh über die Unterstützung der Subskribenten ist: „Ich habe mich wirklich um einen Verlag bemüht, aber wenn man nicht alle zwei bis drei Jahre etwas veröffentlicht, ist es schwierig, an einen Verlag zu kommen.“
Wie in ihren zwei anderen Gedichtbändern „ghetto für blumen“ und „Leisesprecher mit Zubehör für 16“ sind auch im aktuellen Gedichtband „Lichthof“ nicht nur Gedichte enthalten, sondern auch Fotos, die die Lyrik „atmosphärisch unterstützen“. Das 70 Seiten umfassende Buch enthält zwischen zahlreichen älteren Gedichten auch einige neue. Passend zur Jahreszeit sind auch einige Wintergedichte enthalten.
Auf beeindruckende Weise vereint Lösche Augenblicke der Gegenwart mit Augenblicken aus der Vergangenheit, wie zum Beispiel im Gedicht „Wünsche“: „Sieh dir fünf wunschknochen an jeder hand und wie sie sich strecken und sehnen (…) meine mutter zum beispiel in ihren letzten tagen wünschte sich noch ein jahr (…) es war schon lange verpackt in dem koffer der mein erbe ist zuunterst.“
Ebenso setzt sich Lösche mit aktuellen Themen auseinander und schafft es, die Leser zum Nachdenken anzuregen wie im Gedicht „Klick 278“. Besonders wichtig ist es dem Team rund um Gerrits, dass der Lyrik in Krefeld wieder mehr Beachtung geschenkt wird: „Unser Ziel ist es, dass auch in den nächsten Jahren jährlich ein Lyrikband veröffentlich wird.“
Um das zu realisieren, will Gerrits die Subskribenten, die alle am 9. Dezember um 19 Uhr in den Südbahnhof eingeladen sind, um dort ihr Exemplar des Gedichtbands entgegenzunehmen, bitten, auch nachfolgende Projekte zu unterstützen: „Wir wollen in den nächsten Jahren deutlich machen, dass in Krefeld etwas im Bereich der Lyrik passiert. Es wäre schön, wenn ein kleines Lyrik-Fest entstehen würde.“