Filmfestival in Krefeld Deutsch-Türkischer Film im Südbahnhof

Krefeld · Am 18. September gibt es ein Deutsch-Türkisches Filmfestival im Südbahnhof.

Szene aus Mehmet Akıf Büyükatalays Film „Oray“, der nun im Südbahnhof gezeigt wird.

Foto: Filmfaust/Christian Kochmann

„Wir erzählen lieber selber“ – der Titel für das kompakte Deutsch-Türkische Filmfestival im Südbahnhof hätte nicht besser gewählt werden können. Filmemacher können mit ihrer jeweiligen individuellen Perspektive interkulturelle Phänomene auf sehr treffende und mitziehende Weise in den Fokus rücken. Selber erzählen, die Gesellschaft filmisch befragen – anstatt Vorurteile von Außen neu zu spiegeln.

Eine Kooperation mit der Kunsthochschule für Medien Köln

Am 18. September, ab 19 Uhr, wird sich alles darum drehen, wie Türkei-stämmige Filmschaffende auf aktuelle Entwicklungen in Deutschland und in der Türkei reagieren, ist der Seite des Werkhauses zu entnehmen. Dort wird es im Rahmen des Projekts „Sounds and voices – dort und hier“ um folgende Fragen gehen: Wie positionieren sie sich zwischen den Ländern und Kulturen, heißt es weiter, – und müssen sie es überhaupt? Wie ästhetisch kann, wie politisch soll man sein?

Der Abend ist zweigeteilt. Einerseits werden Kurzfilme von Filmemachern von der Kölner Hochschule für Medien gezeigt. An dieser haben sich Filmkünstler mit den „verschiedensten Biografien und ästhetischen Ansätzen“ zusammengeschlossen und stellen nun aktuelle Arbeiten vor, die von Amin Farzanefar und Halil Ruhat Yildiz ausgewählt wurden. Bei dem Abend, der eine Kooperation zwischen der Kunsthochschule für Medien Köln, dem Verein Allerweltskino und dem Werkhaus ist, sind die Filmemacher anwesend.

Andererseits beginnt der Abend mit der Vorführung des Films „Oray“, der auf der Berlinale 2019 in der Sektion Perspektive Deutsches Kino Premiere feierte und mit dem Preis für den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet wurde. Mehmet Akıf Büyükatalay zeichnet in dem Film die Geschichte von Orey, der im Affekt seine so sehr von ihm geliebte Frau mit der islamischen Scheidungsformel „Talaq“ verstößt. „Oray“ schaue überzeugend und realistisch „von Innen in das häufig mit Stereotypen und Unwissenheit“ gezeichnete „religiöse Milieu“. Der Film dauert 100 Minuten.

Ab 21 Uhr werden die Kurzfilme von Semih Korhan Güner, Bilal Bahadır, Sirin Simsek, Mehmet Akif Büyükatalay und Halit Ruhat Yıldız gezeigt. Flankiert von Gesprächen mit den Filmemachern, moderiert von Farzanefar. „Boy“, von Güner entführt den Betrachter in bisweilen in das Fantastische umschlagende Bilderwelten rund um die Geschichte von Martin. Der Zwölfjährige wohnt bei seinem Großvater. Bei seinen Freunden fühlt er sich unter Druck, gegen sein Gewissen handeln zu müssen.

„Mein Freund der Deutsche“ aus dem Jahr 2016 von Bilal Bahadır setzt an in den 1960er Jahren in einem Berliner Hotelzimmer, wo Mahmut Güzel freudig auf seine Ausweisung in seine Heimat wartet. Doch obwohl er unbedingt zurück möchte, soll er noch in Deutschland bleiben – Deutschland braucht ihn, heißt es. Der 12-Minüter „Hüzün“, 2017, von Sirin Simsek skizziert in dystopischer Manier eine besondere Aura der türkischen Riviera, zwischen römischen Ruinen, Tourismus, Stillstand und Bedrohung. Sie widmet sich der Stadt Side und reflektiert in einem Experimentalfilm jüngste Entwicklungen.

In der früheren Arbeit „Der Metzger“ (2014) von Mehmet Akif Büyükatalay, dem Macher von „Oray“, gerät der Filmstudent Harun „in die Hände eines Friseurs, der ihm ordentlich den Kopf wäscht: von Fatih Akin bis zur Tagespolitik.“ Man darf gespannt sein.

In „Annunciation“ von 2016 dreht sich 21 Minuten lang alles um das Ehepaar Ali und Ceren und einen Kinderwunsch. Doch im Film von Halit Ruhat Yıldız kommt es zu einer Irritation, es geht um Geheimnisse aus der Vergangenheit.