Die Nacht der schrillen weißen Engelke

Fred Kellner und die Soul-Sisters verwandeln die Halle der Kulturfabrik in einen schrillen 70er-Jahre-Tempel.

Krefeld. Es ist die Nacht der weißen Stiefel, außergewöhnlichen Kopfbedeckungen und der inflationären Verwendung des Wortes Höhepunkt. Ein Sturm 70er-Jahre-Feeling fegt durch die gut gefüllte Halle in der Kufa.

Unter dem Motto "Tanz- oder gar nicht!" bringt Fred Kellner das Publikum in Bewegung. Und der "Golden soul man", der "Grandfather of soul", "Mr. Einskomma-zwei-Volt" Fred Kellner ist höchstpersönlich anwesend in "crazy Krefeld" - und zwar ganze sieben Mal.

Während des Konzerts am Freitagabend greift nahezu jedes Bandmitglied unter dem Namen "Fred Kellner" zum Mikrofon. Für alle, denen dieser Name nicht geläufig ist: Nach eigenen Angaben hat Fred Kellner alle großen Hits der 60er, 70er und 80er selbst geschrieben. Seit 22 Jahren ist er nun auf Tour. Nach Krefeld hat es ihn aber erst zum zweiten Mal verschlagen.

Der Schlagzeuger der Band thront wie der Papst hinter seinem Instrument. Die Finger der Gitarristen fliegen über die Saiten. Als Boyband performen die Sänger "Papa was a rolling stone" und ernten für diese gesanglichen Höhenflüge viel Applaus.

Unterstützt wird die Band von den drei Horny Horns, die aus ihren Blasinstrumenten das Maximum an Klangvolumen herausholen. Das Publikum ist so gut drauf, dass es den Gesangspart von "We are family" selbst übernimmt.

Optisches Highlight des Abends ist Anke Engelke mit ihrer Schwester Susanne alias die famosen Soul Sisters. In weißen Bodys und mit schrillen Hüten wirbeln die beiden über die Bühne. Die zierliche Komikerin ist an diesem Abend zwar nicht in "New York, London oder Paris", trotzdem animiert sie das Publikum auf Englisch.

Schwester Susanne dagegen tanzt lässig zwischen zwei Gitarristen, während sie "Last night a DJ saved my life" singt. Dieser Anblick sollte besonders die Herren im Publikum erfreut haben. Zwischen vielen "Bababas" und "Yeahs" stechen Lieder wie "Upside down" heraus, bei denen ordentlich mitgesungen wird. Auch die Super Sonic Silver Strings, drei Geigerinnen in knappen weißen Kleidchen, finden im Laufe des Abends noch einen Platz auf der Bühne.

Es entsteht ein einprägsamer Gesamteindruck des Bühnenbildes: Alles ist weiß und glitzert protzig- vom klassischen Goldkettchen bis zur goldenen Gitarre. Die laute, schrille und schräge Atmosphäre reißt die Zuschauer mit. Die knapp einstündige Wartezeit zu Beginn scheint vergessen. Schließlich spielt die Band anschließend über drei Stunden.

Nach begeistertem Applaus geben sie auch noch eine Zugabe nach der anderen und so wird die Nacht immer länger. Wem sie nach Mitternacht immer noch nicht lang genug gewesen ist, konnte auf der anschließenden 70er-Revival-Aftershow-Party weiter tanzen. Aber es bleibt eine Frage offen: Wie passen diese 15 Musiker alle zusammen in einen Fiat Punto?

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