Er brachte Krefeld zum Klingen: Reinhold Birk ist gestorben
Krefeld. Nach dem Krieg lag die Kirchenmusik in Krefeld danieder. Die meisten Orgeln waren zerstört, einzig das Instrument in der Lutherkirche ließ sich leidlich zum Klingen bringen.
Ein Chorwesen existierte praktisch nicht mehr. Es war die Zeit, als Reinhold Birk nach Krefeld kam. Als er 33 Jahre später wieder ging, hinterließ er blühende Landschaften.
Birk, geboren 1923 in Stuttgart, war bereits vor dem Krieg ein begabter Musiker. Schon als Jugendlicher konzertierte er in der Liederhalle seiner Heimatstadt. Als er 1949 aus russischer Gefangenschaft entlassen wurde, studierte er Kirchenmusik. In Krefeld trat er 1953 seine erste Stelle an, zuständig für die Alte Kirche und die Friedenskirche.
Was er in den folgenden Jahrzehnten leistete, ist für Krefeld beispiellos. 555 Konzerte soll er mit den Jahren gegeben haben. Dabei beschränkte er sich nicht auf die Kirchen, die dank seines Einsatzes neue Orgeln bekamen. Birk gründete Chöre und Orchester, seine Philharmonische Gesellschaft prägte das Konzertleben der Stadt. Als Dirigent holte er berühmte Orchester und Solisten ins Seidenweberhaus.
Dabei erklangen nicht selten auch seine eigenen Kompositionen, gekennzeichnet von der gleichen Leidenschaft, die ihn als Dirigenten auszeichnete. Für eine Suite erhielt er 1982 den Kompositionspreis der internationalen Gesellschaft der Orgelmusiker. Die Stadtehrenplakette wurde ihm 1987 verliehen.
Doch Birk wirkte weit über Krefeld hinaus. Konzertreisen führten ihn nach Afrika, Asien, Kanada und in die USA. 1987 zog es den musikalischen Weltbürger zurück nach Süddeutschland. In Heilbronn und Umgebung hielt er Vorträge, vertrat Kollegen an der Orgel und wirkte unter dem Pseudonym Martin Betulius als Musikkritiker.
Nach Krefeld kehrte er gern zurück, wenn er gefragt wurde: 2004 an die neue Vleugels-Orgel in der Alten Kirche, 2010 zum 50-Jährigen „seiner“ Rieger-Orgel in der Friedenskirche, bis heute die größte Orgel in Krefeld. 1960, als sie gebaut wurde, wollte die Landeskirche „ein Instrument so scharf, dass es die Tränen in die Augen der Gläubigen treibt“. Reinhold Birk widersprach: „Diese Orgel sollte eher die Tränen abwischen.“
In der Nacht zu Dienstag ist Reinhold Birk nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreis der Familie gestorben. Er hinterlässt drei Kinder und zwei Enkel. Am 13. August wird er auf dem Stuttgarter Pragfriedhof beigesetzt.