Kunsthandwerk Faszination in Messing
Krefeld · Das Deutsche Messingmuseum zeigt besondere Exponate des niederländischen Gestalters Jan Eisenloeffel, der schon 1903 im KWM zu sehen war.
Die Exponate des Deutschen Messingmuseums (DMM) für angewandte Kunst in Krefeld verlieren nicht an ihrer Faszination – selbst wenn man sich häufiger mit ihrem Glanz befassen möchte. Jüngst gab es dazu einen schönen Anlass, denn das von Knud Schöber geleitete Haus widmete sich in einer Veröffentlichung dem am 10. Januar 1876 in Amsterdam geborenen niederländischen Formgestalter, Silberschmied, Innenarchitekt, Illustrator, Schmuckdesigner, Juwelier, Glas-, Keramik- und Buchbindekünstler John Wigboldus Eisenloeffel, kurz Jan Eisenloeffel.
Schon 1903 bewunderte man in Krefeld die Werke des Künstlers Jan Eisenloeffel, die im Rahmen einer Ausstellung niederländischer Kunst im Kaiser Wilhelm-Museum zu sehen waren, weiß das Messingmuseum zu berichten. „Die von Eisenloeffel entworfenen Messinggeräte stießen in ihrer formvollendeten Schlichtheit auf äußerst positive Kritik“, betonen die Fachleute des Museums an der Krefelder Medienstraße 35, das vor allem auch durch Wanderausstellungen internationale Bekanntheit erlangt hat.
120 Jahre später besteht nun die Möglichkeit, sich in eben jenem Deutschen Messingmuseum für angewandte Kunst ein eigenes Urteil zur Gestaltung der von Eisenloeffel und seinen Zeitgenossen geschaffenen Objekte zu bilden, denn seit der Eröffnung im August 2022 bis zum Juni 2024 findet dort eine Ausstellung statt, die die damals im Kaiser Wilhelm-Museum präsentierten Objekte, beispielsweise Kaffeekannen und Teekocher, von Neuem versammelt.
Doch wer genau war dieser Eisenloeffel? Er studierte an der National School of Stichbildung in Amsterdam und besuchte im Anschluss die Staatliche Schule für Zeichenlehrer. Anschließend war er für den Amsterdamer Juwelier und Silberschmied Hoeker&Zoon tätig, heißt es im Begleittext der Ausstellung. 1898 reiste er dann als Geschäftspartner von William Höker nach Russland, um dort seine Kenntnisse über Emailler- und Niellotechniken zu erweitern. Er studierte verschiedenste Objekte und Fertigungsprozesse in Museumssammlungen und Unternehmen der dortigen Heimindustrie. Nach seiner Rückkehr in die Niederlande entwarf Eisenloeffel mehrere Gegenstände aus Silber für die Weltausstellung in Paris 1900, für die er eine Goldmedaille gewann. Durch den Wechsel zur Keramikfirma Amstelhoek war er an der Herstellung von lackierten Gegenständen beteiligt, die durch ein Unternehmen verkauft wurden, das sich um die Entwürfe junger, progressiver Gestalter bemühte und deren Design der breiten Öffentlichkeit zugänglich machte.
1902 gründete er mit Kompagnons die Einrichtungsfirma De Woning, die bis 1914 bestand und für die er die meisten seiner Entwürfe für Gegenstände aus unedlen Metallen fertigte. Ab 1904 lieferte Jan Eisenloeffel der Firma Carel Joseph Anton Bergeer Entwürfe für Gegenstände aus edlen Metallen. Fast das gesamte Jahr 1908 über war er Leiter der Metallabteilung der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München.
Danach wandte er sich von der Gestaltung funktionaler und preiswerter Gebrauchsgegenstände aus unedlen Metallen weitgehend ab und spezialisierte sich auf die Herstellung exklusiver Luxusobjekte mit Unikatcharakter – so die Informationen zum Leben des Gestalters, wie es vom Messingmuseum zu erfahren ist. 1957 starb Eisenloeffel.
Funktionalität und Ästhetik
gehen Hand in Hand
Und was zeichnet die Objekte, ihren Charme, ihre Qualität aus, die Besucher im Messingmuseum betrachten können? „1903 wird der Geschmack von Käuferschaft wie Kunstkritik ganz anders ausgesehen haben als heute, doch es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Messinggeräte Eisenloeffels mit ihren einfachen Linien und glatten Flächen damaligen Betrachtern durch ihre Schnörkellosigkeit gefielen“, schildern die Fachleute des Museums in einem Begleittext. Gerade vor dem Hintergrund der Stilepoche des Historismus, in der die Formsprache vieler vorheriger Epochen wiederverwendet wurde, um sie auf „selten authentische und manchmal haarsträubende Art und Weise auf Kunst, Architektur und die Gestaltung von Alltagsgegenständen zu übertragen“, erschienen Eisenloeffels Entwürfe, so heißt es an gleicher Stelle weiter, „angenehm ruhig und klar“. An ihnen wirke „nichts überladen oder unangenehm willkürlich“, denn ihre Funktionalität und ihre Ästhetik gehe Hand in Hand. Wo Ornament zu finden ist, bildet es „keinen aufgesetzten oder angehängten Schmuck, sondern stellt direkte Bezüge zur Grundform des Objekts dar“, etwa in Form von parallel zum Rand verlaufenen Zierrillen, die die runde Form eines Kaffeekannendeckels aufgreifen. Details wie diese Rillen sind es häufig, die den Charakter der von Eisenloeffel gestalteten Gebrauchsgegenstände ausmachen; sie verleihen ihnen Wiedererkennungswert und trotz der Schlichtheit durchaus viel Anmut. Laki/Red