Grabungsabend: Neue Schätze aus dem Boden
In Linn zeigen Archäologen, welch erstaunliche Dinge sie in Krefeld ausgegraben haben.
Krefeld. Gut möglich, dass Meister Eders berufliche Vorfahren in Gellep gelebt haben. Jedenfalls beherrschten die römischen Schreiner ihr Handwerk vor 2000 Jahren bereits virtuos. Schon damals arbeiteten sie mit Scharnieren, Griffen, Krampen, Türhaken, Beschlägen und Nägeln aus Metall. Diese Hilfsmittel beim Möbelbau waren seinerzeit im römischen Reich noch unbekannt.
Darüber berichtete beim Grabungsabend in der Linner Museumsscheune Dr. Margareta Siepen vom Rheinischen Landesmuseum in Bonn. Nur in Gellep und Wesseling wurden bisher solche Hilfsmittel gefunden. In Herculaneum hingegen, einer antiken Stadt am Golf von Neapel, sei eine Kline (Bett) ohne einen einzigen Nagel gefunden worden.
Die schon traditionelle Veranstaltung, in der in populärwissenschaftlicher Form Grabungsergebnisse und Forschungsarbeiten des vergangenen Jahres vorgestellt werden, ist auch diesmal ausverkauft. Museumsdirektor Christoph Reichmann dämpft aber allzu große Erwartungen. „Das Jahr 2010 war nicht so reich gesegnet mit neuen Funden. Die Grabungsarbeiten brachten keine spektakulären Ergebnisse.“
Die rund 150 Zuhörer kommen dennoch auf ihre Kosten. Reichmann berichtet von weiteren Funden um das frühere Rittergut Haus Traar. Dort konnte gegraben werden, weil der neue Besitzer im Garten ein großes Koi-Becken anlegen lassen will. Scherben und Reste einer Feuerstelle weisen nach, dass dort die Römer Spuren hinterlassen haben. Das trifft auch auf Haus Rath zu. Dort seien Fibeln gefunden worden, Kleidernadeln, die stark von Düngung angegriffen sind, aber aus der Zeit des Augustus (gestorben 14 n. Chr.) stammen.
Patrick Jülich, Assistent am Linner Museum, berichtet von den Linner Vorfahren des Werkkunstprofessors Jan Thorn Prikkers. Bei fünf Grabungen an der Issumer Straße, um den Margaretenplatz und in der Margaretenstraße seien bemalte Glasfragmente aus dem 16. Jahrhundert gefunden worden. Das lasse den Schluss zu, dass in Linn im ausklingenden Mittelalter offenbar eine Glaswerkstatt und eine Glasmalerei beheimatet waren. Für die Zerstörung der Kunstwerke macht Jülich den Truchsässischen (1583-88) oder den 30-jährigen Krieg verantwortlich.