Haus Esters/ Haus Lange: Architektur als Kunstwerk

Führung durch die Häuser Esters/Lange zeigt die große Bedeutung der Mies-Villen.

Krefeld. Sie gehören zu den schönsten Bauwerken, die Krefeld zu bieten hat. Die von Mies van der Rohe entworfenen Häuser Lange und Esters sind immer einen Besuch wert. Das veranlasste auch den SPD-Ortsverein Mitte dazu, ihren Mitgliedern im Rahmen des Sommerprogramms eine Führung anzubieten. „Wir möchten den Bürgern die Schönheiten unserer Stadt zeigen“ sagt Vorsitzende Anke Drießen-Seeger. Der Besuch der Mies-Villen ist zum ersten Mal im Programm. 24 interessierte Mitglieder nehmen daran teil.

Unter der Führung vom Museumspädagogen Thomas Janzen erfahren die Besucher viele Details über die Architektur. Nach einem kurzen Blick auf die Gartenseite von Haus Lange lenkt Janzen im Inneren die Aufmerksamkeit auf die ausgewogenen Proportionen der Fenster, die einen Panoramablick in den Garten gewähren.

Die Gruppe befindet sich im ehemaligen Esszimmer, dessen Fenster fast die gesamte Stirnwand einnimmt. „Der Raum bezieht sich komplett auf das Fenster“, erläutert Janzen. Die Panoramawirkung wird durch die das Fenster einfassenden Holzleisten noch betont. „Es erinnert an einen Bilderrahmen“ — so die Assoziation einer älteren Dame.

Wie Bänder ziehen sich die Leisten auch entlang der Türen und Böden durchs ganze Haus. „Das ist einfach formvollendet“, sagt Janzen. Auf einem alten Foto zeigt er die ursprüngliche Möblierung der großen Halle. „Die Perserteppiche und schweren Clubsessel wären nicht im Sinne des Architekten gewesen“, so Janzen.

Vor der Wand, hinter der sich früher eine Nische für die Hausorgel befunden hat, zeigt er auf den Fußboden. Eine etwas kräftigere Fuge weist dort auf den schmalen Zugang zum ehemaligen Kunstdepot des Hausherrn hin.

Konnte sich Mies bei der Einrichtung nicht gegen seinen Bauherrn durchsetzen, so ist seine Handschrift in so funktionalen Räumen wie der Küche unverkennbar. Lichtschalter, Lampen und die mit extrem schmalen Fugen verlegten Fliesen wurden in seinem Büro erdacht. „Das entspricht der Bauhauslehre von der Architektur als Gesamtkunstwerk“, erklärt Janzen.

Dass sich dieser Gedanke auch im Garten fortsetzt, erfährt die Gruppe dann draußen. Karola Goris, ehrenamtliche Mitarbeiterin, weiß ebenfalls spannende Details zu berichten. So gab es ursprünglich vor den Terrassen Rosenbeete. „Mies liebte Rosen und suchte auch selbst die Sorten aus,“ erzählt Goris. Sie zeigt eine Luftaufnahme, auf der die streng geometrisch ausgerichteten Beete noch erkennbar sind.

Im Zuge der Gartenrestaurierung im Rahmen der Euroga hat man auf eine Rekonstruktion verzichtet. Jetzt setzen Kunstwerke von Richard Serra, Ulrich Rückriem und anderen im Park eigene Akzente. Die ebenfalls von Mies geplanten Wege lassen Natur und Architektur als Einheit erleben.

Öffnungszeiten: Di. bis So. 11-17 Uhr; die Gärten sind frei zugänglich.