Comedy Herr Schröder macht die Kulturfabrik zu seinem Klassenzimmer
Der frühere Lehrer und heutige Comedian Johannes Schröder berichtet humoristisch über den Alltag in der Schule.
Wenn ein staatlich geprüfter Deutschlehrer freiwillig von der gymnasialen Schulklasse auf die Comedy-Bühne wechselt und dort lieber Erwachsene „quält“, muss das seine Gründe haben. An der reinen Lust auf Comedy kann es nicht allein liegen, denn davon bietet schon der Schulalltag genug, wie Herr Schröder in seinem Programm „World of Lehrkraft – Ein Trauma geht in Erfüllung“ anhand umwerfender Beispiele demonstriert.
Darin nimmt der Comedian sein Publikum mit auf einen therapeutischen Trip durch die Bildungsstätten unserer Zeit. Liebevoll-zynisch beschäftigt er sich mit dem persönlichen Schultrauma vieler Menschen. Und wie als Beweis ist der am Donnerstagabend vollbesetzte große Saal der Kulturfabrik gespickt mit Lehrern und Schülern, die wegen der permanenten Aha-Effekte sichtlich ihren Spaß haben. Sei es aus Rache der Schüler an ihren Lehrern oder auch umgekehrt.
Hochbegabte, Allergiker
und Bionade-Bengel
Der Ex-Pauker berichtet über sein früheres Leben am Korrekturrand der Gesellschaft, über intellektuell barrierefreien Unterricht, die ungeliebte Notenvergabe nach objektivem Sympathieprinzip und die Schulhof-Lebenserwartung heutiger Pubertiere. Spricht von hochbegabten, unter Nussallergie leidenden Bionade-Bengeln und deren Respektlosigkeit gegenüber Lehrkräften. Nach zwölf Jahren Schuldienst mit dem Nebenjob als Pausenaufsicht ahnt man, was den gebürtigen Berliner und Wahlkölner zu seinem ersten Soloprogramm bewegt hat, mit dem er gerade durch Deutschland, Österreich und die Schweiz tingelt.
Dabei spreche sehr viel für den Lehrerberuf, vor allem der Juli und August. Seine zehnjährige Erfahrung als Leiter der schulischen Theater-AG sei für ihn die sinnvollste pädagogische Arbeit gewesen. Davon inspiriert und vom skurrilen Schulalltag konsterniert, nahm er ein Sabbatjahr und entwickelte ein Comedy-Projekt, das er in Clubs und Bars im kanadischen Toronto auf Englisch testete. Dabei stellte er fest, dass er wohl eher zum Lehrerdarsteller denn zum Pädagogen taugt. So zieht er heute lieber seinen erlernten Beruf durch den Kakao.
Das macht er allerdings richtig gut und breitet ein Füllhorn an eigenen Erlebnissen aus. Es geht um deutsche Tugenden wie Strenge und Disziplin, um zu viel Ernst und um ungewollte Komik. Seine Methode auf der Kufa-Bühne ist eine Art offener Unterricht mit ausgewählten Besuchern, die er immer wieder mit Fragen löchert und die bereitwillig mitmachen. Spaß inklusive: „Wenn Ihr gut mitmacht, machen wir fünf Minuten früher Schluss.“ „Bist Du auch Lehrer?“, fragt er. „Nein? Ach Du arbeitest Vollzeit“, stellt er fest. „Wer hat früher die Kommas nach Gefühl gesetzt?“ „Wieso früher?“ kommt die Antwort, und das ertappte Publikum biegt sich vor Lachen.
Dazwischen ein Deutschtest: „Schreibt man Ihr wart draußen mit d oder mit t am Schluss?“ Ein Teil der Besucher hebt bei d, ein anderer bei t die Hand. „Also Fifty-Fifty, oder wem ist es scheißegal?“ Überhaupt vermutet Herr Schröder Absicht hinter den Erfindern der Sprache. „Warum steckt ausgerechnet in dem Wort lispeln ein s drin? Und warum in stottern drei t? Dass Konfektionsgröße von Konfekt komme, sei ja schon Sadismus. Sein Beispiel zum Thema Hochbegabte: „Nenne ein Tier aus Deiner Heimat?“ Antwort: „Der Rindenmulch.“ Schröder kennt natürlich die Schwachstellen der Schulen und macht sich mit Wonne darüber lustig. So sei er sich sicher, dass die Kopierer schon kaputt oder mit Papierstau geliefert werden. Auch über seine sozialen Erkenntnisse lässt er sich aus. Die Mehrklassengesellschaft zeige sich schon bei einer Busfahrt. Zum Beispiel säßen in den letzten fünf Reihen stets die pädagogischen Härtefälle.
Sein Programm kommt beim Publikum bestens an. Nach der Pause hat es jedoch einige Längen und fällt humoristisch etwas ab. Insgesamt erleben die Besucher einen unterhaltsamen Abend, den Schröder zum Schluss mit einem fetzigen Rap auf die Schule krönt.