Musik-Genuss Hörnerklang mit Vogelgezwitscher

Krefeld · Das stimmungsvolle Sommerkonzert in der Pfarrkirche St. Cyriakus begeisterte mit dem Horn-Ensemble „Le Cor complet“.

Die Alphornbläser beim Sommerkonzert in St. Cyriakus brauchten ganz schön viel Platz.

Foto: Andreas Bischof

Das Wetter spielt am Sonntagabend wunderbar mit und so kann das Hülser Sommerkonzert wie geplant zum einen in der Pfarrkirche St. Cyriakus und zum anderen als Open-Air-Konzert im Hof der Hülser Burg stattfinden.

Viel Abwechslung spiegelt sich auch in den Instrumenten dieses Konzerts wider, wie es schon der Name des Ensembles „Le Cor complet“ verrät. Das „komplette Horn“ stellen Wilhelm Junker, Annette Sondermann-Bieger, Martin Jentsch, Matthias Pflaum sowie Leonie und Andrea Kramer vor.

Zu dieser klingenden Nachhilfestunde in Sachen Horn gehören Waldhörner, Naturhörner, Parforcehörner und – ohne Berührungsängste mit dem platten Land – Alphörner. Aber es wird unter anderem auch ein Exkurs in die Kulturgeschichte vergangener Zeiten, als die Jagd zum standesgemäßen Freizeitvergnügen des Adels gehörte.

Hörner wurden früher
als Signalgeber genutzt

Dass Hörner auch als Signalinstrumente über größere Entfernungen genutzt wurden – und immer noch werden –, gilt nicht nur für Jagdgesellschaften, sondern auch für die Hirten in den Bergen mit ihren Alphörnern. Diese Vielfalt stellen die Musiker dem Publikum vor. Hinzu kommt noch die Verbindung der Hörner mit der Orgel in konzertanten Werken, so gleich bei dem „Concertstück“ für vier Waldhörner und Orchester von Carl Heinrich Hübler (1822-1893). Für den Kantor Heinz-Peter Kortmann ist es keine Mühe, ein Orchester mit der großen Metzler-Orgel zu ersetzen.

Doch längere Passagen fungiert die Orgel mehr als ein Basso continuo, dann steuert sie wieder im Wechsel mit hellen Registern einen reizvollen Kontrast bei. Mit dem Orgelsolo „Von Gott will ich nicht lassen“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750) leitet Kortmann in die Zeit des Barocks über. Es folgt von Georg Philipp Telemann (1681-1767) das Concert in D für zwei Naturhörner und Orchester, bei dem wieder die Orgel den Orchesterpart übernimmt. Musikalisch ist man nun eindeutig im Jagdtreiben angekommen. Danach gönnt sich Kortmann ein kleines Orgelkonzert mit dem Choral Nr. 1 in E-Dur von César Frank (1822-1890). Das lange Solo hat aber auch die Aufgabe, vier Musikern Zeit zu geben, um von der Empore hinunter in den Chorraum zu gehen, wo bereits ihre Alphörner liegen.

Nun erklingt die „Missa montana“ für vier Alphörner und Orgel von Hans-Jürg Sommer (*1950). Es ist ein zeitgenössisches, aber auch zeitloses Werk, das die Möglichkeiten des Alphorns andeutet.

Nur mit den Lippen und der Luftzufuhr werden die Töne gebildet und die Musiker können während des Spiels noch selber ihre Noten halten. Zu dem weichen Klang der Alphörner passen die gewählten Orgelregister sehr gut, denn sie bringen weitere Klangfarben ins Spiel.

Mit zwei Werken von Eugène Gigout (1844-1925), darunter auch einem musikalischen Dialog zwischen vier Waldhörnern und der Orgel endet der erste Konzertteil in St. Cyriakus. Für den langen stehenden Applaus bedankt sich Kortmann mit der Zugabe des Pilgerchors aus Wagners Tannhäuser, was den beginnenden Auszug aus der Pfarrkirche zur Burg erst einmal stoppt.

Doch dann findet die Prozession der Zuhörer ihren Weg zur Hülser Burg. Der Heimatverein Hüls hat im Hof der Burg Stuhlreihen aufgestellt, die sich nur langsam füllen, denn erst einmal stößt der Stand des Hülser Winzers Georg Mergler auf größeres Interesse.

Hörner aus nächster
Nähe betrachten

Der Hornist Wilhelm Junker moderiert nun das Konzert, denn jetzt kann man die verschiedenen Arten des Horns aus direkter Nähe sehen. Bei den Stücken verschiedener Komponisten für sechs Parforcehörner mag es erst einmal irritieren, dass sich die Musiker mit dem Rücken zum Publikum aufstellen. Dafür gehen die Klänge dann nicht gegen das Burggemäuer, sondern ungehindert zum Publikum.

Zu den Jagdfanfaren und den eher konzertanten Stücken kommt als schöne Bereicherung der Vogelgesang aus den Bäumen. Auch Alphornklang verträgt sich wunderbar mit dem hellen Gezwitscher. Eine ganz neue Note bringen die sechs Musiker mit den „Fripperies“ von Lowell E. Shaw (*1930): Waldhörner und Jazziges, Dixieland und Co passen zu diesem perfekten Sommerkonzerterlebnis, das man in ähnlicher Form unbedingt wiederholen sollte.