Baukultur in Krefeld Auf zu Krefelds größten Treppenwitzen
Krefeld · Mit humoristischen Führungen durch sechs ganz besondere Treppenhäuser startet das Stadtmarketing im April.
Krefelds größter Treppenwitz liegt an der Lohstraße im Herzen der Stadt. Denn die verglaste Rolltreppe an der Außenseite des 2002 erbauten Behnisch-Hauses rollt nie und ist auch gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Eigentlich sollte sie Kunden in ein geplantes Kaufhaus führen, das aber nicht verwirklicht wurde. Weshalb die Treppe auch nie in Betrieb genommen worden ist. Es könnte wohl kaum einen besseren Ort für eine Veranstaltungsreihe geben, die sich unter dem Titel „Krefelder Treppenwitz“ mit Baukultur beschäftigt.
Im Bauhaus-Jubiläums-Jahr 2019 hat das Stadtmarketing seine Reihe „Krefelder Perspektivwechsel“ unter den Schwerpunkt Baukultur gestellt – selbstironisch und mit einem Augenzwinkern. „Wir haben den Mut, eigene Schwächen ins Auge zu nehmen“, sagt Marketing-Leiter Uli Cloos. Mit den humoristischen Führungen der sechsteiligen Reihe „Krefelder Treppenwitz“ sollen die Fassaden durchbrochen und die Blickrichtung ins Innere der Gebäude gelenkt werden.
Poetry Slam, Kabarett
und Improvisationstheater
Das Treppenhaus als ein Ort der Begegnung wurde in früheren Zeiten prunkvoll inszeniert. Auch in der Gegenwart wird es von Architekten selten vernachlässigt. Das Format „Treppenwitz“ greift dies auf und möchte mit Poetry Slam, Kabarett, Improvisationstheater und Satire Treppen zu Räumen für Kreatives und zu Brücken der Begegnung machen.
Das alles klingt ein wenig elitär und akademisch. Doch, wie Uli Cloos betont, ist die Beschäftigung mit der Baukultur über den „Treppenwitz“ alles andere als das. Vielmehr wird es von April bis September an einem Freitag und Samstag im Monat „architektonische Führungen mit humoristischem Ausklang“ geben.
„Alle beteiligten Künstler haben einen Krefeld-Bezug“, betont Cloos. Wobei auch bei dieser Aussage die Selbstironie mitschwingt: Bestseller-Autor Christian Eisert, der am 5. und 6. April den Auftakt unter dem Motto „Lachen im Landgericht“ macht, hat in einem seiner Bücher mal einen bösen Witz über Krefeld gemacht. Im mit Stuck verzierten Treppenhaus des Landgerichts wird der frühere Gag-Schreiber von Harald Schmidt jeweils ab 19 Uhr über „Treppen in der Schweiz, Nordkorea und aus Männersicht“ berichten.
Weiter geht’s am 10. und 11. Mai am Behnisch-Haus. Das Improstudio „Müllerschön“ des Krefelder Kresch-Theaters wird „Bewegendes Rolltreppentheater“ zeigen. Anders als bei allen anderen Veranstaltungen gibt es dabei keine Begrenzung der Zuschauerzahl. Denn den Auftritten um 21, 21.45 und 22.30 Uhr können die Menschen von der Straße aus zuschauen. Liegestühle und Getränke werden bereit gestellt, die Moderation übernimmt in diesem Fall Silvia Westenfelder.
Am 21. und 22. Juni, jeweils ab 19 Uhr, gibt’s eine architektonische Einstimmung sowie „Comedy im Eiermannbau“. Das Treppenhaus des Stadthauses ist Bühne für die Stand-up-Comedians Thomas Schmidt, Katharina Schmidt, David Werker und Kristian Kokol.
Der nächste Treppenwitz führt am 5. und 6. Juli, 19 Uhr, ins Kaiser-Wilhelm-Museum. Den „Liederabend auf Niveau 1“ nehmen dort Fee Badenius (sie hat mal einen Krefeld-Song geschrieben) und Tim Linde in die Hand.
Das Treppenhaus im Rathaus, ehemaliges Stadtschloss der Fabrikantenfamilie von der Leyen, ist am 9. und 10. August Ort für reichlich Wortwitz. Johannes Floehr und Björn Gögge, beide aus Krefeld, moderieren einen Poetry-Slam-Abend.
Der letzte Treppenwitz kommt dann von Stefan Verhasselt: Der Radio-Moderator und Kabarettist tritt am 6. und 7. September im ungewöhnlichen Treppenhaus der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule an der Alten Gladbacher Straße auf. Das üppig bepflanzte „Solarhaus“ will Bühne für feinsinnigen niederrheinischen Humor sein.