Neuzugang Ein Leben mit ganz viel Drama
Krefeld · Jannike Schubert ist die „Neue“ am Stadttheater. Am Freitag, 7. Dezember, ist sie in dem Schauspiel „Die Hamletmaschine“ zu sehen. Warum sich die gebürtige Berlinerin für Krefeld entschieden hat und wie sie es hier so findet, verrät sie im Gespräch.
Sie ist „die Neue“ am Krefelder Stadttheater, fühlt sich aber schon seit dem ersten Tag so wohl, als gehöre sie seit Jahren zum Ensemble. „Ich bin total glücklich. Ich mag die Kollegen, alle sind so herzlich, arbeiten toll zusammen und stehen vollkommen hinter ihrem Intendanten. Das habe ich an einem Haus mit so vielen Mitarbeitern noch nie erlebt“, sagt Jannike Schubert und kommt aus dem Schwärmen nicht mehr raus.
Dabei ist die 33-Jährige alles andere als ein Neuling im Geschäft. Schon früh entdeckte die gebürtige Berlinerin ihre Leidenschaft für das Schauspiel, ebenso wie für den Gesang.
Die 33-Jährige wollte nach
dem Abitur Gesang studieren
„Ich war in Berlin auf einer deutsch-amerikanischen Schule, und dort haben wir sehr früh, ab der dritten Klasse, Musicals einstudiert“, erzählt sie. Mit etwa zehn oder elf Jahren sei ihr klar gewesen, dass sie nach dem Abitur Gesang studieren möchte. Mit dem ersten Gesangsunterricht im Alter von 14 Jahren kam dann aber die Erkenntnis: „Das reicht mir nicht.“ Um beides – Schauspiel und Gesang – zu vereinen, kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück und absolvierte an der Bayrischen Theaterakademie August Everding eine Musical-Ausbildung. Dass das Theater Krefeld Wert darauf legt, in jeder Spielzeit auch ein Musical zu zeigen, ist nur ein weiterer Grund, weshalb Schubert gerne hier ist.
Vermisst sie ihre Heimat? Ein klares Nein. Schubert: „Ich komme zwar aus Berlin, aber bin schon lange nicht mehr dort, weil ich aufgrund des Berufes von einem Theater zum nächsten gehe.“ Zudem sei sie kein allzu großer Berlin-Fan, wie sie sagt. Und ein gewisses „entwurzelt sein“, gehöre eben auch zum Beruf. So verschlug es sie nach dem Studium nach Eisenach, wo sie von 2011 bis 2017 festes Ensemblemitglied des Südthüringischen Staatstheaters war.
Darüber hinaus gastierte Schubert unter anderem am Theater des Westens, am Prinzregententheater München, am Staatstheater Nürnberg, im Admiralspalast Berlin und an der Münchner Schauburg und war für eine Spielzeit am Wolfgang Borchert Theater in Münster, bevor sie an den Niederrhein kam. „Ich gehe im Uhrzeigersinn durch Deutschland. Immer weiter gen Westen“, sagt sie und lacht. Nun also Krefeld. Schubert: „Für mich ist das total toll, ich lerne jetzt die Vorzüge von Westdeutschland kennen. Es ist alles um die Ecke und man hat so viele Möglichkeiten.“
Die Stelle in Krefeld wollte sie unbedingt, also bewarb sie sich. Aber auch Michael Grosse wollte sie, nachdem er Schubert in Eisenach auf der Bühne erlebte. Kurzum fragte er, ob sie nicht vorsprechen wolle. „Ich hatte also zwei Anrufe aus Krefeld. Einmal vom Intendanten und einmal aufgrund meiner Bewerbung. Das war ganz schön“, sagt sie und grinst.
Die groß gewachsene Brünette sei ein Mensch, der in allen Bereichen in die Vollen gehe. „Genauso extrem, wie ich Trauer empfinde, kann ich auch Freude empfinden.“ Ihre Mutter habe einmal scherzhaft gesagt, ihre Tochter habe so viel Drama in ihrem Leben, das solle sie doch bitte auf der Bühne ausleben.
Noch heute amüsiert Schubert diese Aussage. Sie sei eben in jeder Hinsicht ein extremer Mensch. Das sei nicht immer einfach, aber ihre grundsätzlich offene Art erleichtere es ihr, Menschen kennenzulernen. Wichtig sei ihr, dass sie auch Freunde habe, die gar nichts mit dem Theater zu tun haben. Würde man sich nur innerhalb der Arbeitswelt bewegen, könne man sich leicht verlieren, sagt sie.
Viel Zeit, um Stadt und Bewohner kennenzulernen, hat sie allerdings nicht. Aktuell sieht ihr Tagesablauf so aus, dass sie morgens von 10 bis 14 Uhr und abends von 19 bis 22 Uhr im Theater anzutreffen ist. „Am Samstag einen halben Tag und dazu kommen noch die Vorstellungen.“ Viel Platz für Privatleben bleibt da nicht. „Ich finde das manchmal schwierig“, gibt die 33-Jährige zu. Denn der Wunsch, irgendwann eine Familie zu gründen, sei vorhanden. Auf der anderen Seite liebe sie ihren Beruf und wisse, wenn es einmal so weit sein sollte, hat sie viele Jahre das gemacht, wofür sie brennt. Und letztendlich, so Schubert, gebe es immer einen Weg. Sie selbst sei der beste Beweis, schließlich ist sie aktuell als Elternzeitvertretung beim Theater angestellt.
Momentan noch sei die Schauspielerei ihr Leben und das habe sie nie in Frage gestellt. „Ich wollte immer diesen Weg gehen. Ich kann es gar nicht anders beschreiben, als dass es für mich immer klar war. Es macht mir Spaß, das bin ich.“
Ihre Mutter ist
die schärfste Kritikerin
Unterstützt wurde sie dabei von ihren Eltern, insbesondere von ihrer Mutter, selbst Lehrerin, die sie stets darin bestärkt hat, nie aufzugeben. Gleichzeitig sei ihre Mutter ihre schärfste Kritikerin. „Meine Eltern kommen zu jeder Premiere und meine Mutter hat einen sehr guten Blick. Es fällt ihr zwar schwer, aber sie weist mich auch darauf hin, wenn etwas nicht so toll war.“ Ihre erste Premiere in Krefeld feiert Schubert am 7. Dezember in „Die Hamletmaschine“. Auf die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Regisseuren, wie jetzt mit der Isaelin Nava Zukerman, freut sich Schubert besonders. Eine Traumrolle, die sie unbedingt einmal spielen möchte, habe sie aber nicht. „Ich bin immer reich beschenkt worden mit Rollen. In jeder steckt etwas besonderes.“