Kabarett der Pappköpp: Zum Glühwein eine Haselnuss
Das Theater Podio spielt im Pappköpp-Theater. Mit dabei ist ein Krefelder.
Krefeld. Der Becher Glühwein, der im Eintritt enthalten ist, hilft über die Startphase, für Stimmung sorgen die Akteure: Fünf Tage "Glühwein-Cabarett" des Krefelder Wohnzimmertheaters Podio im Theater der Krieewelsche Pappköpp mit 160 Plätzen sind komplett ausverkauft.
Das Rezept, schon sechsmal ausprobiert im Lokschuppen des Nordbahnhofs, schmeckt auch am neuen Ort: Ein Teil Selbstdarstellung von Podio-Chef Rüdiger Höfken, drei Teile Gäste-Auftritte, dazwischen Pausenhäppchen von der allerliebst kostümierten Betti Ixkes, diesmal als Helma Haselnuss aus dem Nussknacker-Ballett.
Mit David Werker präsentiert das Podio wieder ein Krefelder Eigengewächs: Der Germanistik-Student tourt seit seinem Sieg in der Talentschmiede der Berliner Quatsch-Comedy vor anderthalb Jahren als Campus-Comedian durch die Lande und verkauft sich als "im Loch" wohnender Spätaufsteher.
Werker plaudert locker über sich selbst, seine Gewohnheiten bei Party-Besuchen und zur Klausur-Vermeidung und bremst seine Anzüglichkeiten angesichts der vor ihm sitzenden Altersklasse: "Mit Glühwein passe ich hier nicht ins Konzept, eigentlich wären Alco-Pops angesagt", bekennt er freimütig.
"Ramööönchen" Schukraft, tags zuvor noch als schwäbische Altenpflegerin auf der Bühne, bevorzugt Reports über Models, Alltagsbegegnungen, Hochzeiten anderer Leute, Flugzeugerlebnisse und Mode. "Das ist nicht politisch korrekt - aber witzig", bewertet sie ihren redseligen Energie-Marathon.
Ganz in der Tradition der Couplets der 1920er Jahre steht Johannes Kirchberg aus Leipzig, für den eigens ein Flügel auf die Bühne gehievt worden war. Seine Chansons behandeln Hunde, Kinder, den Innenminister und die Freude an der Überwachung oder bauchfreie "junge Dinger".
Den Einstieg ins Programm hatte Rüdiger Höfken, der sich bei "Schöner wird’s nicht, das Leben mit 40" ordentlich selbst bedauert und seine Leiden ausbreitet. Wie Männer zum Arzt gehen, nicht nach dem Weg fragen und sich selbst nicht leiden können, kam so glaubhaft rüber, dass er das Publikum zu ehelichen Liebesbekenntnissen verführen konnte.
Der Umzug ins Pappköpp-Theater ist für das Glühwein-Cabarett ein Aufstie: Die Bühne vor der Marionetten-Loge ist eine Lösung mit Publikumsnähe, für die Auftritte des "Nummern-Girls" ist die Empore der unnachahmliche Ort. Drei unterhaltsame Stunden sind schnell vorbei, auch mit nur einem Glühwein.