Frau Renk, wo liegt der Ursprung für diesen Roman?

Ulrike Renk: In meinem Buch „Die Frau des Seidenwebers“ erzähle ich von der historischen Figur Anna te Kloot aus Krefeld. Daraufhin bekam ich eine E-Mail aus Australien. Die Familienforscherin Robyn Jessiman ist eine Nachfahrin von Anna. Sie hat mir von Emilia „Grandma Lessing“ berichtet, deren Geschichte ich in „Die Australierin“ aufgeschrieben habe.

Worum geht es im neuen Buch?

Renk: „Die australischen Schwestern“ befasst sich mit drei Enkeltöchtern von Emilia Lessing. Zwei wachsen zusammen mit den beiden Brüdern bei den Großeltern auf, während Carola als achtjähriges Mädchen zu einer kinderlosen Tante nach Europa gebracht wird. Sie lebt eine Zeit in Krefeld, in Hamburg und Berlin.

Was im Roman ist Fiktion, was ist verbürgt?

Renk: Ich habe zahlreiche Briefe und Postkarten dieser sehr stark miteinander verbundenen Familienmitglieder gelesen, daher weiß ich von Reisen und Erlebnissen meiner drei Hauptfiguren Carola, Mina und Elsa. Was ihre Gefühle angeht, so habe ich ihre Äußerungen erdichtet.

Haben Sie viel recherchiert?

Renk: Ich bin eine große Freundin von Genauigkeit: Die gesellschaftlichen Verhältnisse einer Reederfamilie in Hamburg, eines großbürgerlichen Haushalts in Berlin Unter den Linden waren die eine Seite. Ich habe mich aber auch mit der Technik von Dampfseglern und den Einzelheiten einer Schaffarm in Australien befasst. Ich wollte unbedingt wissen: Wann lammen die importierten Schafe auf der anderen Welthalbkugel? Wie sind die Spurbreiten der Eisenbahnen auf dem Kontinent? Die Recherchen haben ein dreiviertel Jahr in Anspruch genommen.

Was ist das große Thema des Buches?

Renk: Alle drei Schwestern müssen ihren Weg finden und für sich die Frage beantworten: „Wo ist meine Heimat?“