Theater am Marienplatz Krefelder TAM feiert Beuys-Jahr mit Augenzwinkern und Fluxus-Aktionen

Krefeld · Fluxus im TAM: Im September-Programm des Theaters am Marienplatz von Pit Therre werden unter anderem Nägel in Bretter gehämmert und Wasser von Flasche zu Flasche gegossen.

Drei Männer schlagen Nägel in ein Brett. Das Theater am Marienplatz feierte das Beuys-Jahr mit Fluxus-Aktionen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wie wichtig das Theater am Marienplatz (kurz TAM) als emphatischer Gegenpol zu diversen kulturellen Mainstreams – ja es sind mehrere – ist, zeigte sich erneut auf eindrückliche Weise. Der Hort für Avantgarde, wobei diese Festschreibung sehr verkürzt ist, am Marienplatz in Krefeld-Fischeln, feiert in dem aktuellen September-Nachtprogramm (es geht jeweils traditionell freitags um 22 Uhr los) auch das Beuys-Jahr. Provokant wie immer heißt es im Titel der Veranstaltung „Auch wir verehren den heiligen Jupp vom Niederrhein zum Hundertsten (geboren am 12. Mai 1921 in Rindern/Kleve)“. Und natürlich ist dieser Satz auch schon selbst Kunst: So wie die Fluxus-Aktionen, die Pit Therre mit seinem Ensemble bestehend aus Gereon Bründt, Stefan Hölker, Karsten Lehl, Alfred Pollmann und Nina Sträter, zusammengestellt hat.

Durch kleinste Aktionen, die irgendwie alltäglich scheinen, aber doch einen Hauch neben dem „Normalen“ liegen, konnten die Fluxus-Künstler Gedanken-Impulse im Publikum setzen. Zur Aufführung kommen Aktionen unter anderem von Robert Bozzi, Nam June Paik, Tomas Schmit, Ben Vautier oder Emmett Williams. Es wird eine Flöte zusammen und auseinandergebaut, Klavierdeckel auf und zu gemacht, ein Porträt zerknüllt und wieder liebevoll glattgestrichen, teils witzige skurrile Aktionen, wie das Reinsprechen einer Mahnung in einen Umschlag, das Spannen und Zerschneiden eines Gummis, ein Kerzen-Sprung oder absoluter Minimalismus in Form von einem Satz und so fort. Es wird meditativ, die Zeit spürbar gemacht, Ungeduld und unendlich scheinende Wiederholung werden zu einem ästhetischen Moment des Zirkulären, wenn Therre Wasserflaschen umfüllt, bis Ungenauigkeiten dazu führen, dass das Wasser, von Flasche zu Flasche gegossen, weniger und weniger wird – am Ende ist die letzte Flasche nach unzähligen Runden ganz leer. Es werden Nägel in Holz gehämmert – Klangkunst entsteht. Nicht umsonst nannten die Fluxus-Künstler ihre Aktions-Konstellationen in den 1960er-Jahren gerne auch „Konzerte“ – es geht auch immer um Klang, aber auch um einen ästhetisch-gedanklichen Keim, der nachwirken soll. Bravo, das passt zum Beuys-Jahr.

Aufführungen gibt es noch am 10., 17. und 24. September um 22 Uhr. Alle Informationen online.