TEXTILMUSEUM Kunst mit Faser: Fiber Art aus Asien und Europa

Krefeld · Eine Ausstellung im Textilmuseum versammelt Werke von 37 Künstlern. Dabei zeigt sich diese Kunstrichtung in all ihrer Vielfalt.

Hui Lius „Rebirth“ (Wiedergeburt) besteht aus Papier in Leinwandbindung.

Foto: Christian Oscar Gazsi Laki

Der Begriff „Fiber Art“ – auf Deutsch: Faserkunst – könnte nicht treffender sein für die von der kunsthandwerklichen Fertigung von Textilkunst emanzipierte Kunstrichtung. Deren großer gemeinsamer Nenner ist inzwischen lediglich die Verarbeitung, der künstlerische Umgang mit Materialien, die – und da ist wohl die Mindestanforderung von Fiber Art – auf irgendeine Art den Eindruck von Fasern erwecken. Die vierte Fiber-Art-Ausstellung „Asia – Europe IV“, die nun auch in Krefeld Station macht, zeigt in der ästhetischen Vielseitigkeit der gezeigten Objekte emphatisch diese Loslösung von bloßer Textilkunst und eine Öffnung in Bereiche, die Sphären der Bildhauerei und Installationskunst streifen, gar überschreiten.

So finden sich neben erwartbaren Werken mit Textiltechniken verarbeiteter Fasern auch Exponate, die beispielweise mit Papier, Holz, Draht oder sogar Glasfaser arbeiten, sich sowohl konzeptionell als auch von der Anmutung her von dem textilen Ursprung der Kunstrichtung verabschiedet zu haben scheinen. Ohnehin stellt sich die Frage, ob derartige Eingrenzungen wie der Begriff „Fiber Art“ bei der sich abzeichnenden ästhetischen Breite überhaupt noch greifen.

37 Künstler aus Asien und Europa, so das Konzept der ursprünglich von Erny Piret und inzwischen von Marika Szàraz kuratierten Ausstellung, treffen mit ihren teils regional in ihrem Duktus variierenden Exponaten aufeinander. 18 von ihnen kommen aus asiatischen Ländern, Japan, China oder auch Süd-Korea, 19 Künstler repräsentieren Europa. Unter den Werken, die vom 17. Mai bis zum 18. August im Deutschen Textilmuseum Krefeld zu sehen sind, finden sich filigrane Miniaturen, wie etwa die luftig schwebenden hütchenartigen Objekte der Japanerin Chikako Imazumi, ästhetisch über das Material hinausweisende Werke wie die bestickten Brote „Everyday Bread“ der Slovakin Terezia Krnacova oder auch raumgreifendere Objekte, wie die rote Sonnenscheibe von „Red Sun“ von Takumi Ushio. Asta Fedaraviciute wiederum hat sich von der Struktur des Penicillin-Pilzes inspirieren lassen. Ihre „Sporen“ fluoreszieren unter Schwarzlicht und werden in einem separaten dunklen Raum gezeigt. Die Installation von Barbara Jansen „Colour Collage“ sticht noch mehr aus der schon in sich bunten Mischung der Exponate heraus. Sie hat PMMA-Glasfasern in einen Stahlrahmen gefügt; jene Fasern werden mittels Leuchtdioden (LEDs) in einer bestimmten programmierten Sequenz beleuchtet. Die zeitliche Komponente, ein Ablauf von ästhetischen Momenten, der Einzug in die sonst statische Kunstform erhält, zeigt den Wandlungsprozess auf besonders sprechende Weise.

Dennoch finden sich in der Ausstellung auch eher traditionelle Zugänge, die bisweilen mit ihren kunstvoll gestrickten oder gesponnenen Strukturen den Betrachter zum neugierigen Erkunden einladen. Dass die Fixierung auf das künstlerische Material auch aufgehoben sein kann, zeigt etwa das beeindruckende Werk „Ancient Town“ der Lettin Antra Augustinovica, das aus unzähligen bunten zylindrischen Einzelteilen zu einer Art spitzförmigem Berg – oder vielleicht Hut? – geformt ist. Hier scheinen Assoziationen und Konzept mehr im Vordergrund zu stehen als die übermäßige Perfektion der handwerklichen Ausführung.

Weitere Informationen zu der Ausstellung „Fiber Art, Asia – Europe IV“ im Deutschen Textilmuseum Krefeld (Andreasmarkt 8) online: