Kufa-Ausstellung zeigt Spuren von Terror und Schmutz

Zwei Künstlerinnen zeigen religiös inspirierte Arbeiten.

Krefeld. So märchenhaft der Titel klingt, gefällige Kunst sieht anders aus: "Von der Wahrheit des Prinzen" heißt die aktuelle Ausstellung in der Kulturfabrik. Toleranz und Religion sind die großen Themen, mit denen sich die Künstlerinnen Rosa Gabriel und Marlies Carrasco-Toll auseinandesetzen.

Von der Gedankenwelt des "Kleinen Prinzen" nach Antoine Saint-Exupéry hat sich Gabriel inspirieren lassen. Ihr großes Thema sind Papierverflechtungen. Dabei benutzt sie gern Bücher, vorzugsweise Bibeln, die sie in feine Streifen schneidet und miteinander verflechtet.

Ganze Schriftrollen entstehen, die an bibliophile Kostbarkeiten erinnern - die längste ist über fünf Meter lang. Dafür hat Gabriel eine evangelische und eine katholische Bibel miteinander verbunden und das Papier teilweise rot eingefärbt. "Ein Beitrag zum Gedanken des gemeinsamen Abendmahls", erläutert sie.

Bei anderen Arbeiten bringt sie Bibeltexte mit arabischen Ornamenten und jüdischen Schriften in Einklang, um auf den gemeinsamen Ursprung zu verweisen. Ein ganzes Buch ist so entstanden, dessen Toleranzgedanke wohl Utopie bleiben wird.

Der Realitäten ist sich die Künstlerin durchaus bewusst, und so zeigt sie an ihren optisch schönen Flechtwerken vereinzelt Bilder und Spuren der brutalen Wirklichkeit. Ihre ebenfalls aus Papier gefertigten tibetanischen Gebetsfahnen, die sie zu einer Installation arrangiert hat, sind im wahrsten Sinne des Wortes beschmutzt. In andere Arbeiten hat sie Bilder vom 11. September und vom Einmarsch der Amerikaner in den Irak eingefügt. Doch die Aussage bleibt insgesamt positiv. Obwohl die Welt anders aussieht, lohnt es sich, am Idealismus eines "Kleinen Prinzen" festzuhalten.

Mit einer anderen Art von Prinz hat sich Carrasco-Toll beschäftigt. Das Leben Jesu, das auf dem mittelalterlichen Altar der St.-Nicolai-Kirche in Kalkar als prächtige Bilderfolge zu sehen ist, wurde für sie zum Ausgangspunkt einer persönlichen Auseinandersetzung. Fünf Fahnen mit 20 Bildern sind entstanden.

Die Szenen von der Verkündigung über die Passion bis hin zum Tod Marias sind in einer extrem reduzierten Formensprache umgesetzt. Der erzählerische Moment interessiert die Künstlerin dabei mehr als der religiöse Gehalt. Das gilt auch für ihre anderen Bilder, bei denen sie eine scheinbar heile Welt mit skeptischem Blick hinterfragt. Die Wahrheit des Prinzen zu finden, scheint nicht leicht zu sein.

Kulturfabrik, Dießemer Straße. Geöffnet bei Veranstaltungen und werktags, 10-16 Uhr. Bis 5. Dezember.