Saison 2023/24 Liebesgrüße vom Kresch-Theater
Krefeld · Das Krefelder Kinder- und Jugendtheater stellt die neue Spielzeit unter das Motto „Aus Liebe“ und mit Vera Ring die neue Dramaturgin am Haus vor.
Die kommende Saison am Kresch-Theater bietet etliche Neuigkeiten, nicht zuletzt fünf vielversprechende Premieren ganz unterschiedlicher Couleur. Sowohl sehr Ernstes wie „Woyzeck“, kraftvolle Blicke in die Geschichte wie mit einem Stück über Anna Tervoort als auch Märchenhaftes wie „Rumpelstilzchen“.
Deutlich wird: Das Krefelder Kinder- und Jugendtheater wird offensichtlich vom Publikum wahrhaftig geliebt. Erfreuliche Entwicklungen bei den Besucherzahlen (aktuell mehr als 11 088 in der zu Ende gehenden Spielzeit), Anfragen auch über die Grenzen Krefelds hinaus, inzwischen sechs Kooperationen mit Schulen und weiteres bezeugen dies anschaulich. So mag das Spielzeitmotto „Aus Liebe“, auch wenn der tatsächliche inhaltliche Grund für die Wahl ein anderer ist, ein wenig auch als eine Geste des Dankes der Theatermacher und Theatermacherinnen um Intendantin Isolde Wabra begriffen werden. Als Dank an das Publikum, wohl aber auch an die Stadt selbst, nicht zuletzt auch die Stadtverwaltung, die sich immer wieder kraftvoll zu dem Kresch-Theater, das in seiner Form in städtischer Trägerschaft ein herausragendes Spezifikum ist, bekennt. Und dies trotz steigender Kosten landauf, landab und dünner werdender Finanzdecken der öffentlichen Hand. „Wir befinden uns im Wachstum“, erklärt die Intendantin und weiß zu berichten, dass die Politik darauf angemessen reagiere. Man freue sich, wenn die Entwicklung, die nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ sein müsse, gewürdigt wird, betont Wabra. Immer wieder auch unterstützt wird die Arbeit des Kresch durch den Förderverein, der wichtige Akzente setzen kann.
Mit viel Leben gefüllt wird auch das kommende Programm durch ein Team, das übrigens nun durch zwei neue Mitarbeiterinnen ergänzt wird. Vera Ring übernimmt die Stelle des scheidenden Helmut Wenderoth und wird sich neben der Dramaturgie auch um Bereiche der Theaterpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Sie arbeitete an renommierten Häusern als Dramaturgin und zuletzt am Schauspiel Essen als Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin, war zuvor auch am Gemeinschaftstheater Krefeld/Mönchengladbach tätig und entschied sich nun, an das Kresch-Theater zu wechseln. Ein großer Gewinn. Dies gilt auch für Andrea Selakovic, die nunmehr in einer vollen Stelle die Geschicke des Künstlerischen Betriebsbüros am Haus betreut.
Das Kresch startet im September in die neue Saison gleich mit zwei „Eröffnungspremieren“, eine pro Studiobühne. Am 10. September geht eine besondere, mit Tanz und Musik gefüllte Version von „Emil und die Detektive“ von Kästner an den Start. In der Regie von Salim Mehdi und mit Choreografien von Selly Meier auf der Studiobühne II. Beginn des Stückes für das jüngere Publikum wird 16 Uhr sein. Eine ganz andere „Stimmung“ liefert dann der „Woyzeck“ (Premiere: Studiobühne I, 15. September, 19 Uhr) von Büchner, den Wabra selbst für Publikum ab 14 Jahren inszeniert. Immer wieder orientieren sich die Kresch-Macher als Service am Lehrstoff, so auch hier. Wabra wird diese Geschichte voller Abgründe aus einer psychologischen Perspektive beleuchten, erläutert sie. „In all unseren Stücken von Woyzeck bis Rumpelstilzchen erleben wir, dass die Figuren aus Liebe handeln“, heißt es zum Spielzeitmotto. Doch das heißt – wie im Falle des Büchner-Fragments – nicht, dass es um rosarote Glasur und süßliche Liebesschmonzetten geht. Viel mehr müsse man auch auf verstörende Figuren „mit Liebe schauen“, damit sich eine andere Tür öffne. Hierbei verweist das Kresch-Team gerne auf das Nietzsche-Zitat: „Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.“
„Pettersson und Findus“ – auch eine spezielle Liebesgeschichte zwischen Mann und Kater, wenn man so will – von Sven Nordqvist bringt das Kresch ab 8. Oktober auf die Bühne, Regie hat Predrag Kalaba.
Kresch ehrt Anna Tervoort
zum Stadtjubiläum
Natürlich hat das Stadtjubiläum auch auf den Spielplan des Kresch-Theaters Auswirkungen. Die schon eingangs erwähnte Produktion „Anna Tervoort – Gerechte unter den Völkern“ in Regie von Franz Mestre ist der Beitrag zu 650 Jahre Krefeld. Ursprünglich angedacht war, die Figur Tervoorts im Rahmen der Kresch-Reihe zu historischen Frauen wiederbeleben zu lassen. In historischem Kontext wird die Krefelder Bäuerin nun in einem eigenen Stück beleuchtet. Sie hat während des Zweiten Weltkriegs auf ihrem Hof eine jüdische Mutter versteckt und wurde als einzige Person aus der Stadt in Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Mestre selbst berichtet, dass er im Rahmen seiner Schulzeit Kontakt zu ihrem Enkel hatte – klein sei die Welt. (Premiere: 28. Oktober, 19 Uhr). Selly Meier inszeniert das diesjährige „Weihnachtsmärchen“ „Rumpelstilzchen“ in einer sensibel angepassten Fassung von Isolde Wabra. Premiere ist am 3. Dezember, 16 Uhr.
Ursprünglich als Teil der Partizipativen Clubs am Theater entstanden, wird die „Farm der Tiere“-Inszenierung von Wabra in den Spielplan nächste Saison übernommen. Und in dem Kontext gibt es eine weitere Neuigkeit zu vermelden. Zu den vorhandenen „Mitmach-Theatergruppen“ gesellt sich nun der Parti-Club „Hieriswaslos“, der nun Teil der Kresch-Familie wird. Unter der Leitung von Gudrun Höddinghaus spielt der Inklusions-Gedanke eine wichtige Rolle.
Eine weitere Neuerung ist das sogenannte „Kresch Kollektiv“, ein loser Zusammenschluss, ein wöchentlicher Treffpunkt für Gastkünstler des Kresch, die neue Ideen erarbeiten, ausprobieren oder sich austauschen wollen, für die im Korsett des Spielplans sonst vielleicht weniger Raum bleibt.