Kult Michael Grosse spielt Dinner for One

An Silvester steht der Generalintendant des Krefelder Stadttheaters im Theater hintenlinks auf der Bühne.

Foto: HR/NDR/A. Aldag

Krefeld. Dinner for One gehört zur Silvesternacht wie der Sekt und das Feuerwerk. Wer den Fernseher in diesem Jahr auslässt, kann im Theater hintenlinks eine Bühnenversion des Kultsketches erleben. Die Rolle des Butlers James übernimmt Michael Grosse. „Wir hatten eigentlich nicht die Hoffnung, dass er ja sagt“, sagt Anuschka Gutowski. Die Sorge war nicht unbegründet.

Als Intendant des Gemeinschafttheaters Krefeld und Mönchengladbach hält er auch in beiden Städten eine Silvesteransprache. Doch, da sind die Inhaber des Theaters an der Ritterstraße flexibel: „Wir warten nicht aufs Christkind, wir warten auf den Intendanten“, sagt Anuschka Gutowski und lacht. Sie übernimmt in der Aufführung die Rolle von Miss Sophie.

Für alle, die in den vergangenen 52 Jahren an Dinner for One vorbeigezappt sind, eine kleine Zusammenfassung: Miss Sophie feiert ihren 90. Geburtstag und hat vier Freunde eingeladen. Diese sind allerdings alle bereits verstorben und so übernimmt Butler James alle vier Rollen der Besucher. Er muss nicht nur Essen und Getränke servieren, sondern auch in der Rolle von jedem Gast einen Toast ausbringen. Daraufhin trinkt er ein Glas nach dem anderen leer und wird immer betrunkener, verliert seine würdevolle Haltung und trinkt auch mal versehentlich aus der Blumenvase.

Bis die beiden im Schlafzimmer verschwinden, ist er elfmal über das Tigerfell gestolpert. „Das Ding ist ziemlich durchgenuddelt“, sagt Regisseur Peter Gutowski. „Wir wollen versuchen, den Sketch vorsichtig aus dem Charakter rauszuholen, den er hat.“ Der Text wird wie im Original auf Englisch sein. Verständnisschwierigkeiten befürchtet er nicht: „Es passiert ja viel mehr, als gesagt wird“. Bevor sich der Vorhang hebt, gibt es ein Büffet und Swing-Musik.

Neben der wohl am häufigsten wiederholten Sendung des deutschen Fernsehens, steht auf dem Spielplan des Theaters hintenlinks auch einer der am häufigsten gelesenen Texte: Der kleine Prinz. Wobei Peter Gutowski zwei Texte des französischen Dichters Antoine de Saint-Exupéry mischt. Der zweite ist das Kapitel „Durst“ aus einem Erlebnisbericht von Saint-Exupéry. „Als Postpilot stürzte Exupéry in der Wüste ab, genau diese Grenzerfahrung ist auch die Grundlage für den kleinen Prinzen. Er beschreibt, wie intensiv Gedanken sein können, in einer solchen Situation. Da redet keiner so richtig drüber“, erklärt Gutowski.

Das Stück ist für Erwachsene und Schüler ab der neunten Klasse gedacht. Vor Jahren hatte das Theater den kleinen Prinzen schon mal im Programm, aber erst 70 Jahre nach dem Tod von Saint-Exupéry, seit Anfang des Jahres, sind die Rechte frei und das Stück kann interpretiert und verändert werden. Die Premiere ist am 13. November mit Anuschka Gutowski in der Rolle des Saint-Exupéry.

Anfang des Jahres war noch die Premiere des Kartoffelkönigs angekündigt. Die Inszenierung verschiebt sich. „Das Thema und die Konzeption sind schwieriger als gedacht“, sagt Gutowski dazu. An ihrer Stelle wird der kleine Prinz/Durst gezeigt.

Auch aus dem Repertoire hat es einiges auf den Spielplan geschafft: Ab September kommt für zehn Vorstellungen „Popper, Punker und Yuppies“ zurück auf die Bühne. Die Zeitreise in die 80er Jahre mit Quiz und viel Musik ist immer noch der Renner beim Publikum. „Alle wollen das sehen“, sagt Gutowski. Aber auch das beliebte „Mistero Buffo“ und „Kopf mit flammendrotem Haar — Das Leben der Claire Waldoff“ werden bis zur Silvesternacht wieder gezeigt.