Musikalische Reise nach Skandinavien

Das 4. Sinfoniekonzert bringt Uraufführung des Tubakonzerts von Frederik Högberg.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ein skandinavischer Abend erwartete das Publikum am vergangenen Freitagabend im Seidenweberhaus. Beim 4. Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker rahmten zwei Werke von Jean Sibelius (1865 — 1957) die deutsche Erstaufführung des Tubakonzerts von Frederik Högberg (*1971).

Den ersten Teil des Konzerts füllte die Sinfonie Nr. 1 von Sibelius, die 1899 in Helsinki uraufgeführt wurde. Mit den ersten Takten und einem einsamen Klarinettenklang werden die Zuhörer musikalisch in den hohen Norden versetzt. Aus dem eher solistischen Beginn entwickelt sich schließlich mit dem Flirren der Streicher ein monumentaler Klang, den der Einsatz der Pauke noch unterstreicht.

Das Orchester setzt die verschiedenen Stimmungen sehr homogen um: von „verlorenen“ Klängen über Passagen voller Inbrunst und Leidenschaft bis hin zu dramatischen Einwürfen. Ein langer Applaus belohnt das engagierte Spiel der Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Mihkel Kütson.

Nach der Pause steht Zeitgenössisches aus Schweden auf dem Programm; es ist von Frederik Högberg (*1971) Rocky Island Boat Bay. Concerto for Tuba and Orchestra. 2006 hat es Högberg für Øystein Baadsvik komponiert, der nun auch die deutsche Erstaufführung spielte. In der Komposition wie in der Interpretation gehen die beiden Musiker neue Wege und entlocken dem nicht gerade alltäglichen Soloinstrument neue Klangfacetten.

Baadsvik entwickelte bei dieser Gelegenheit einige neue Spieltechniken und setzt damit das Publikum in Erstaunen. Gleichzeitig singen und Tuba spielen oder den Rhythmus durch einen „lip-beat“ vorgeben, und andererseits hoch virtuos „traditionell“ die Tuba blasen — dies verlangt das Konzert vom Solisten.

Doch auch das Orchester wird nicht minder in seiner spielerischen Kreativität gefordert. Trotz der technischen Meisterleistungen kommen Leichtigkeit und Witz noch zum Vorschein; viele Assoziationen an Klänge, von einer fahrenden Eisenbahn, quietschenden Autoreifen bis zum Elefanten im Stimmbruch, gibt es dazu. Rhythmische Vielfalt selbstverständlich ebenso. Publikum und Orchester sind begeistert und entlocken dem Solisten eine nicht minder atemberaubende Zugabe.

Einen dramatisch historischen Ausklang des skandinavischen Sinfoniekonzerts bietet die Tondichtung Finlandia von Jean Sibelius. Diese Programmmusik, die der Kategorie ernste Musik alle Ehre macht, schildert farbenreich den Unabhängigkeitskampf der Finnen von russischer Herrschaft. Die Niederrheinischen Sinfoniker meistern auch diese Facette der nordischen Musikliteratur.