Musik Schmankerl in Polizeikostümen
Krefeld · Die Krefelder Band Provinztheater publiziert in der Corona-Pause ein Youtube-Video.
Viele Musiker melden sich derzeit aus der durch die Corona-Pandemie erzwungenen Auftrittspause mit neuen Alben, die Krefelder Band Provinztheater macht das etwas anders. So kennt man sie. „Die Platte gibt’s, wenn wir auch wieder live auftreten können, also wenn Corona vorbei ist“, sagt Provinztheater-Frontmann Pawel Kowalczik, der im bürgerlichen Leben Nicolai Skopalik heißt. Stattdessen hat die Band jetzt die inzwischen dritte Single-Auskopplung aus dem schon lange produzierten Album veröffentlicht. Der Song heißt „Sternchenjäger“, und den können sich die Fans auf der Videoplattform Youtube im Internet anschauen.
Die Band Provinztheater wurde 2009 von Skopalik, der die meisten Songtexte schreibt, und Gitarrist Philipp Maike (Künstlername: Frank Förster) gegründet. Als Kartoffelrock und Rumpelpolka bezeichnen sie ihren Musikstil, die „Musik fürs Volk“ sein möchte.
Auch die anderen Musiker tragen eigenwillige Künstlernamen, gerne treten die mal fünf, mal sechs, mal bis zu neun Musiker in Retrokostümen auf. Ihre Musik ist eine Mischung aus meist tanzbaren Stilen: Rock’n’Roll trifft auf Polka, die Haltung von Musik und Texten liegt irgendwo zwischen nicht ernstgemeinter Schlagerromantik und angekitschter Folklore, die vielleicht doch ernstgemeint ist? Man weiß es nicht so genau.
Ein erstes Album veröffentlichte die Band 2012, die Platte hieß schlicht und ergreifend „Tonträger“. Das 2019 fertiggestellte Album, das nun auf seine Veröffentlichung wartet, soll ernsthaft „Ladenhüter“ heißen.
Doppelbödige Ironie, so fein gesponnen, dass man sie nicht unbedingt sofort wahrnehmen muss, ist das Kennzeichen vieler Texte des Provinztheaters, in den Titeln „Tonträger“ und „Ladenhüter“ drückt sich auch ein entspanntes Verhältnis zum Erfolg aus. Die Band hat sich zwar eine eingeschworene Fangemeinde erspielt, aber massenkompatibel ist die Musik nicht, das weiß auch Nicolai Skopalik. „Wir bedienen eine Nische“, sagt Skopalik, „wir machen unsere Musik, weil wir daran glauben.“
Mit dem Video zum Song „Sternchenjäger“ ist dem Provinztheater ein komödiantisches Schmankerl für ihre Fans gelungen. Die Musiker treten darin in bei Ebay ersteigerten Polizeikostümen auf. Zum Playback der vorab professionell produzierten Musik – eine Polkanummer – mimen die Musiker eine Kapelle, die sich verbissen bemüht, ihr Stück zum Besten zu geben.
Da wird grimassiert und in die Noten gestarrt, wie das Amateure tun, die eben nicht locker über dem stehen, was sie da machen. Ein Raum im Seidenweberhaus liefert vom abgenutzten Teppichboden bis hin zur unzeitgemäßen Holzvertäfelung eine wirklich passende Atmosphäre zu dieser Video-Posse, bei der man schnell ins Schmunzeln gerät. Obacht ist wie immer beim Provinztheater beim Text geboten.
„Sternchenjäger“ sei ein Ausdruck für ehrgeizige Polizisten, die sich noch mehr Sterne auf den Schulterstücken verdienen, also beruflich aufsteigen wollen, erklärt Skopalik. Die Polizistendarsteller des Provinztheaters besingen in dem Lied den gnadenlosen Fahndungserfolg über einen vermeintlichen Kleinkriminellen. Dessen Vergehen: Besitz einer Pflanze, mit deren Produkten man in Deutschland leicht gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen kann. Meinen die das jetzt ernst, oder wird hier einem komödiantisch verkauft, dass der Gesetzgeber da vielleicht zu streng sein könnte? Das mögen die Fans selbst entscheiden.