Theater Saison im Kresch wird „einfach mal anders“
Krefeld · Das Jugend-Theater hat sein Programm für die kommende Spielzeit vorgestellt. Zum Beuys-Jahr gibt es auch ein Stück, inszeniert von Helmut Wenderoth.
„Einfach mal anders“ – unter diesem Motto wird das Kreschtheater in die neue Spielzeit starten. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist derzeit vieles anders. So zeigt das Kresch mit Beginn der Sommerferien gleich zwei neue Produktionen. Die Premiere des Stücks „Ellington“ ist am kommenden Sonntag, wenige Tage später folgt „Karius und Baktus“.
Motto der Spielzeit ist nicht
nur Corona geschuldet
Doch das Motto ist nicht nur Corona geschuldet. Intendantin Isiolde Wabra hat dazu noch ein Zitat von Astrid Lindgren hinzugefügt, aus dem sich die tiefere Bedeutung erschließt: „Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen!“. „Das ist ein gutes Leitmotiv für junge Menschen“, sagt Wabra. Doch Dinge anders zu machen, löst auch Ängste aus und erfordert Mut. Deshalb hat man das Wort einfach dazu genommen. Rückbesinnung auf einfache Dinge, ermutigen, alte Denkmuster abzulegen und nach vorne schauen, all das hat sich das Kreschtheater in diesen speziellen Zeiten auf die Fahnen geschrieben. Davon geprägt ist auch Auswahl der jetzt vorgestellten sieben Neuproduktionen.
Das Stück „Ellington“ geht auf ein Kinderbuch von Marlies Bardeli zurück, das Regisseur Helmut Wenderoth vor zwei Jahren entdeckt hat. Es ist eine verrückte Geschichte um eine sehr spezielle Freundschaft. Eine Klavierlehrerin rettet eine Ente vor dem Kochtopf und lässt sie bei sich wohnen. Doch das Zusammenleben erweist sich auf Dauer als schwierig. „Ellington“ ist ein heiteres Stück über das Loslassen, das bereits für Kinder ab fünf Jahre geeignet ist. Ebenso lustig wie lehrreich ist die Geschichte „Karius und Baktus“ nach dem Hörbuchklassiker von Thorbjörn Egner. Auch hier geht es um ein Umdenken und Ausbrechen aus alten Verhaltensmustern.
Für September ist dann der offizielle Start in die Spielzeit geplant. Sven Jenkel inszeniert „Rico, Oskar und die Tieferschatten“. Darin geht es um eine Freundschaft zweier Jungen, die beide Außenseiter sind. Während Oskar hochbegabt ist, braucht Rico für alles länger. Schwergewichtige Themen wie Vorurteile und Toleranz werden hier mit Freude und Lebensklugheit verpackt. Der Regisseur, der zum ersten Mal für das Kresch arbeitet, wird in einem anderen Stück auch als Schauspieler in Erscheinung treten. In „Johnny Hübner greift ein“ schlüpft er in mehrere Rollen. Thema ist ebenfalls ein ganz Grundlegendes. Es geht um das Lesen und das damit verbundene Eintauchen in eigene Fantasiewelten, das kein Computer ersetzen kann. Schüler ab 13 Jahren haben die Möglichkeit, einen Roman, der neuerdings auch Schulstoff im Deutsch-Grundkurs ist, auf der Bühne zu erleben.
„Der Trafikant“ von Robert Seethaler ist ein Roman, von dem Isolde Wabra begeistert ist. Neben der Geschichte findet sie die Sprache faszinierend. „Das ist ein Feuerwerk an Wörtern!“, schwärmt die Kresch-Leiterin. In der Geschichte geht es um das Bewahren einer Haltung in politisch schwierigen Zeiten. Ein junger Mann vom Land lernt in Wien kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Sigmund Freud kennen. Diese Begegnung verändert seine Ansichten und sein Leben grundlegend.
Um eine andere charismatische Persönlichkeit geht es in dem Stück „Cool Beuys oder wo ist Joseph?“. Regisseur Helmut Wenderoth verwirklicht damit laut eigener Aussage ein „Herzensprojekt“. Er verehrt den Künstler, der durch seine Kunst die Welt verändern wollte. Beuys‘ Vorstellungen vom Künstlerdasein haben bis heute große Sprengkraft. Das Stück greift Motive aus seinem Leben auf und zeigt am Beispiel eines jungen Mannes, was es bedeutet, nach den Vorstellungen von Beuys zu leben und zu handeln. Zugleich ist es auch eine Hommage an den gebürtigen Krefelder zu seinem 100. Geburtstag. Die Produktion findet in Kooperation mit den Kunstmuseen statt. Dabei sollen Jugendlichen die Gelegenheit erhalten, selbst kreativ zu werden.
Als Weihnachtsstück hat das Kresch einen klassischen Märchenstoff geplant. „Frau Holle“ wird als „Komödie für Kinder“ in einer Fassung von Dirk Hiemesch zu sehen sein. Regisseur Urs Schleif, der sich vorab über Video zu Wort meldet, ist es wichtig, die klassischen Elemente einer Märchenaufführung beizubehalten. „Ein Märchen muss verzaubern und die Herzen höher schlagen lassen“, betont er. Mit einer eigens dafür komponierten Musik und einigen erfrischenden Details soll das gewährleistet sein. Die Rolle der Frau Holle übernimmt Michaela Christel. Die Österreicherin ist neu beim Kresch und hat als Sängerin in vielen Musicals in Wien und Hamburg Erfahrung gesammelt. Zugleich ist sie als Musikpädagogin ausgebildet. Ab Herbst leitet sie im Kresch den neuen Bereich Stadtkindermusical. „Ein Musical umfasst Schauspiel, Gesang und Tanz“ erklärt sie. Sie möchte mit Kindern aller Altersgruppen Stücke erarbeiten. Dabei soll es um Themen gehen, die die jungen Menschen besonders beschäftigen.
Was das Kresch-Team am meisten bewegt, ist die Frage, auf welche Weise unter den Bedingungen der Corona-Pandemie Theater für Kinder und Jugendliche wieder stattfinden kann. Den regelmäßigen Zugang zu kultureller Bildung sieht die Intendantin als Notwendigkeit an und will sich nachhaltig dafür einsetzen.