Scheuten’sche Bibiliothek: Eine Heimat für alte Bücher
Die FDP will die Sammlung wieder zusammenführen. Die Freunde der Linner Museen sind dagegen.
Krefeld. Die alten Schinken sorgen für Brisanz: Im Kultur- und Denkmalausschusses hat FDP-Fraktionsvorsitzender Joachim C. Heitmann jüngst den Antrag gestellt, die Scheuten’sche Bibiliothek und die Bibliothek des Historischen Lesevereins wieder zusammenzuführen und als "bewegliches Denkmal" unter Schutz zu stellen. Standort soll das Gymnasium am Moltkeplatz sein, das früher einmal die "Scheuten’sche Lehranstalt" war.
Davon hält der Verein der Freunde und Förderer der Museen Burg Linn gar nichts. Die Vereinsvorsitzende Heide Gerritzen fordert: "Die alten Bücher sollen bleiben, wo sie sind." Unterstützt wird sie von Vereins- und SPD-Mitglied Wilfried Bovenkerk. Er will die durch die Trennung erfolgte fachliche Gliederung nicht aufgeben.
Der Tuchkaufmann Adam Wilhelm Scheuten, der 1802 starb, hatte der Stadt seine Bibliothek mit 310 Büchern vermacht. Sie behandeln vor allem die Themen Geschichte, Religion, Geometrie und Gartenbau. Dazu kamen englische und niederländische Bücher sowie eine Sammlung von mathematischen und physikalischen Instrumenten und 15000 Reichstaler für die Gründung einer höheren Schule.
Die Bibliothek im Gymnasium am Moltkeplatz ist seit der Spende angewachsen. Bücher des historischen Krefelder Lesevereins kamen hinzu. In den 1930er Jahren und später durch den Krieg wurde die Sammlung aufgeteilt.
Albert Steeger, der Gründer des Museums Burg Linn, holte Bücher für seine Ausstellung "Burg und Stadt am Niederrhein". Steeger kaufte auch die Bibliothek Karl Rissler, der Oberlehrer am "Moltke" gewesen war. Andere Teile gelangten in die Stadtbücherei und ins Kaiser-Wilhelm-Museum sowie ins Stadtarchiv. In der alten Stadtbücherei waren die Bücher im Keller untergebracht und wurden in den 1980er Jahren den anderen Kulturinstituten angeboten.
Heide Gerritzen: "Die Bücher, die hier sind, werden auch hier gebraucht. Wir wehren uns gegen eine Zusammenführung - auch, weil am Moltkeplatz keine vernünftige Unterbringung gewährleistet ist." Das habe ihr der Direktor des Gymnasiums, Rolf Neumann, jetzt bestätigt.
Der Linner Museumsdirektor Dr. Christoph Reichmann hat vor zwölf Jahren eine Ausstellung "Die alte Bibliothek" gezeigt, die den Linner Reichtum nachgewiesen hat. Reichmann schätzt, dass die Scheuten’schen Bücher etwa zehn Prozent der rund 1400 Bände in der Linner Bibliothek ausmachen.