Stellungnahme von Günter Schwabe
Zu: "Quergeschnitten"
Die Hetzkampagne gegen die zwölf Krefelder Künstler, die ihre Enttäuschung in Worte gesetzt und sich gegen eine Teilnahme an der im Kaiser-Wilhelm-Museum geplanten Ausstellung "Quergeschnitten" ausgesprochen haben, nimmt traurige bis unerträgliche Formen an: Ist es nicht ein gutes Recht dieser - nun als solche abgekanzelten - "Rebellen", sich einer Schau zu verweigern, die sie als "Alibiveranstaltung" sehen, um Versäumnisse des Krefelder Museums zu kaschieren oder wettzumachen? Fast drei lange Jahrzehnte sind seit der letzten Ausstellung Krefelder Künstler an diesem Ort vergangen, der sich auch zur Präsentation der lokalen Kunstszene verpflichtet fühlen sollte und es aufgrund entsprechender Statuten wohl auch ist. Nun sollen sie mit einer Schau abgespeist werden, für deren Vorbereitung drei Monate statt der üblichen zwei Jahre zur Verfügung stehen und dankbar haben sie dafür zu sein!
Mit dem aus der Kriegsberichterstattung entlehnten Begriff "Minenleger" setzt Kunstvereinsvorsitzender Paul Kathstede - Vater des düpierten OB, dem sich die Ausstellungsinitiative verdankt - der Debatte, die bislang peinlichste Spitze auf: "Dusselig" nennt er den Satz von den "Pausenclowns", die "Frust-Bazillen auszustreuen" und "Künstler-Kollegen zu infizieren" versuchten. Haben die zwölf "Abtrünnigen" etwa zum Boykott der geplanten Ausstellung aufgerufen, mit der sie sich nicht identifizieren können? Hat freie Meinungsäußerung in Krefeld keine Chance mehr? Darf Kritik nicht geäußert werden, weil sie eine Idee des "Stadtvaters" trifft? Muss berechtigten Protesten engagierter Künstler, die nun als "selbsternannte Elite" beleidigt werden, mit der Arroganz der Macht begegnet werden? Ist die Heftigkeit, mit der gegen sie vorgegangen wird, nicht spätes, ohnmächtiges Eingeständnis der Tatsache, so lange auf diesem Auge blind gewesen zu sein?
Günter Schwabe
Kaiserstraße 109