Kawai: Die Meister kommen nach Krefeld
Talentierte Pianisten aus aller Welt belegen eine Woche lang Kurse in der Musikschule.
Krefeld. Höhepunkte klassischer Musik sind nicht immer Konzertsälen und Opernhäusern vorbehalten. Manchmal reicht es, sich an einem ganz normalen Wochentag im April in die Musikschule einzuschleichen, behutsam die Tür zum Orchestersaal zu öffnen und leise Platz zu nehmen. Bei den Internationalen Meisterkursen trifft sich ab 4. April in Krefeld die junge Welt-Elite des Klavierspiels.
Wenn Musikschul-Chef Ralph Schürmanns über die inzwischen vierte Kooperation der Stadt mit dem hier ansässigen Klavierhersteller Kawai spricht, gerät er ins Schwärmen. "Hier hat man die Chance, bei Klavierunterricht auf höchstem Niveau zuzuhören", sagt Schürmanns. "Wer einmal da war, kommt immer wieder."
Wie im vergangenen Jahr gibt es zwei Kurse, umrahmt von Eröffnungs- und Abschlusskonzerten. Der russische Klaviervirtuose Vladimir Viardo unterrichtet vom 4. bis zum 9. April junge Talente aus Frankreich, Armenien, Deutschland, Japan, Israel, Russland, der Ukraine und Vietnam. Die zehn Teilnehmer haben bereits internationale Preise gewonnen, einige waren in der Reihe der Kawai-Konzerte schon hier zu Gast. Mit der Deutsch-Vietnamesin Aimi Tran ist auch eine Krefelder Musikschülerin im erlauchten Kreis dabei.
Im zweiten Kurs kommen 17 Musikschüler zwischen neun und 20 Jahren in den Genuss eines besonders intensiven Unterrichts. Die international bekannte Pianistin Anna Malikova leitet sie in der Musikschule an. Auch bei ihr können Besucher spontan reinschauen und zuhören. "Die beiden sind da ganz unkompliziert", sagt Schürmanns.
Treibende Kraft hinter den Meisterkursen bleibt Peter Grote, künstlerischer Direktor bei Kawai. Obwohl er aufgrund der Finanzkrise massive Budgetkürzungen von 30 Prozent hinnehmen musste (die WZ berichtete), will er Konzerte und Meisterkurse unbedingt in Krefeld halten. "Nicht der Tageserfolg entscheidet, ob man so etwas weitermacht", versichert Grote. "Wir wollen auch künftig dort Akzente setzen, wo wir zu Hause sind."
Als sichtbares Zeichen dieses Engagements wird zum Eröffnungskonzert der Präsident der Kawai-Gruppe, Hirotaka Kawai, in Krefeld erwartet. "Er setzt damit ein Zeichen", betont Grote. Und die Stadt erwidert die Geste, indem sie dem Japaner als erstem Ausländer überhaupt die Ehrenplakette der Stadt verleiht.
Schon vorab würdigt Kulturdezernent Roland Schneider die Meisterkurse als "künstlerisches Ereignis" für Krefeld. "Wer Ohrenzeuge wird, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus", sagt Schneider. "Das ist so, als wenn Michael Ballack bei den Bambinis eine Trainingsstunde gibt."