Kaiser-Wilhelm-Museum: Notlösung statt Mutlösung
Politik will abgespeckte Sanierung – trotz gravierender Folgen.
Krefeld. 1,9 Millionen Euro. Für den Architekten Winfried Brenne hängt an diesem Betrag der Unterschied zwischen einem zukunftsfähigen modernen Kaiser-Wilhelm-Museum und einer Notlösung mit gravierenden Defiziten.
Eindringlich warnt Brenne davor, die Sanierung von 14,7 Millionen auf 12,8 Millionen Euro abzuspecken. 800 Quadratmeter weniger Nutzfläche seien die Folge, zudem gestörte Arbeitsabläufe durch längere Wege, die Auslagerung von Teilen der Bibliothek und hohe Folgekosten für Transporte und Personal. Die Museumspädagogik - eigentlich ein Kernpunkt der Sanierung - gewinnt kaum Aktionsfläche. "Ein Wachstum dürfte dem Museum damit auf absehbare Zeit verbaut sein", erklärt Brenne.
Die Politik scheint dennoch fest entschlossen, den Sparkurs durchzuziehen. Die Kosten laufen ihr weg, schon mit Brennes reduzierter Planung tut sich eine Finanzlücke von 2,8 Millionen Euro auf - 4,7 Millionen waren es beim ursprünglichen Entwurf.
FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann bringt es mit großer Offenheit auf den Punkt: "Uns fehlt der Mut, auf 14,7 Millionen Euro zu zielen. Wir müssen uns beschränken - auch wenn die andere Lösung komfortabler und zukunftsweisender wäre." Um bösen Überraschungen vorzubeugen, möchte Heitmann zudem geklärt wissen, wie hoch die bisher nur geschätzten Ausgaben für technische Anlagen klettern können: Schon jetzt sind sie mit 4,8 Millionen Euro veranschlagt.
Ein Vertrauensproblem formulieren die Grünen. Sie möchten den Umbau des Treppenhauses verhindern und fordern von Brenne, "genauer hinzugucken".
Scharfe Kritik kommt von der SPD. "Die Chance, das Museum zukunftsfähig zu machen, haben wir nur das eine Mal", sagt Klaus Kokol. "Wenn wir das in den Sand setzen, ist für 50 Jahre Schluss." Statt "Huddelei" fordert Kokol, die ganze Summe zu investieren. "Der Kompromiss wird der Bedeutung unseres Museums nicht gerecht", findet auch Kulturdezernent Roland Schneider (SPD) und fordert "eine mutige Entscheidung". Der Wunsch dürfte ungehört bleiben.