Gesucht: Der Kultur-General
In vielen Instituten stehen Wechsel an. Die Stadt sieht eine Chance zur Neuordnung.
Krefeld. Eine Idee spukt durch die Stadtverwaltung: Über der Burg Linn dem Stadtarchiv, der NS-Dokumentationsstelle und vielleicht sogar dem Textilmuseum könnte demnächst ein einziger "General" schweben. Die Vorstellung von einem großen "Institut für Regional- und Stadtgeschichte der Stadt Krefeld" steht im Raum.
Hintergrund ist die bevorstehende Pensionierung von Stadtarchivar Paul Günter Schulte im Frühsommer. Über seine Nachfolge gibt es seit Monaten verwaltungsinterne Debatten.
Ursprünglich wollte man keinen Institutsleiter suchen, sondern lediglich einen Stadtarchivar mit Besoldung A 14 (entspricht Oberstudienrat) und der Perspektive A 15. So sollte die Möglichkeit offen bleiben, das Archiv organisatorisch mit dem Museum Burg Linn zusammenzulegen, das am Aufbau einer stadthistorischen Abteilung arbeitet.
Als die WZ am 29. Dezember über diese Pläne berichtet, stellte die FDP prompt einen Antrag für den Kultur- und Denkmalausschuss, die CDU schloss sich an.
Parallel dazu gab es ein Umdenken in der Stadtverwaltung: Nun sucht man doch noch einen neuen Archivleiter. Im Februar erschien in der Zeitschrift "Der Archivar" eine Annonce, in der "ein/e Leiter/in Stadtarchiv" gesucht wird. Die Bewerbungsfrist läuft bald ab. Der Kulturausschuss, der bisher in der Frage noch nicht gehört wurde, berät am Dienstag über das Thema.
Von langfristigen "Synergieeffekten" durch Zusammenlegungen ist die Verwaltungsspitze indes nicht abgekommen. An der Konkretisierung wird in den nächsten Monaten gearbeitet - mit Zieltermin Oktober 2010.
Dann will die Leiterin des Textilmuseums, Brigitte Tietzel, in Altersteilzeit gehen. Zwar wird die Ausschreibung für die Stelle jetzt schon vorbereitet. Doch will die Verwaltungsspitze angesichts der Wechsel die Zuständigkeiten "neu ordnen". Nicht zuletzt deshalb werden in der Ausschreibung für den künftigen Archivdirektor auch "Kenntnisse in musealen Themenfeldern der Geschichte der Stadt Krefeld und des Niederrheins" erwünscht.
Die Diskussion ist übrigens nicht neu. In Köln gab es eine Zeitlang den Generaldirektor der Kölner Museen, den Krefelder Hugo Borger. Nach seinem Ausscheiden war die Idee bald wieder vom Tisch. Einem anderen traute man diese Aufgabe wohl nicht zu.