Theater: Kulturbeutel erzählt Geschichten
Im TaM in Fischeln spielen „Die Dinge“ die alleinige Hauptrolle.
Krefeld. Dass ein Lied in allen Dingen schläft, haben uns schon die Romantiker geflüstert. Aber gleich ganze Szenen, Kurzdramen und Theaterstücke? Hat ein Kulturbeutel ein Märchen zu erzählen, der Apfel eine Geschichte? Hat der Revolver ein Anliegen? Fragen über Fragen, die zurzeit im Fischelner Theaters am Marienplatz (TaM) beantwortet werden.
"Die Dinge" heißt das Bühnenstück von Hansjürgen Bulkowski, das im TaM jetzt zur Uraufführung gebracht wurde. "Das möglicherweise erste und einzige Stück der Theatergeschichte, in dem die Dinge die alleinige Hauptrolle spielen", schreibt Bulkowski im Programm.
Dem etwas älteren Kulturfreund ist Hansjürgen Bulkowski noch ein Begriff: Über Jahrzehnte wirkte er als Schriftsteller und Dozent im Rheinland, arbeitete als Bibliothekar in der Krefelder Stadtbücherei, publizierte viel im Sassafras Verlag und gab hier von 1966 bis 1977 die Avantgarde-Zeitschrift "Pro" heraus. "Und jahrelang war er Stammgast im TaM", erinnert sich Hausherr Pit Therre. Da sei es eine schöne Überraschung gewesen, als Bulkowski ihm den Text zur Uraufführung angeboten habe.
Und da die Dinge nicht nur reden, sondern eben auch klingen, hat Therre den bekannten TaMilen Alfred Pollmann beauftragt, zu jedem dramatischen Objekt ein musikalisches Motiv für zwei Klaviere zu entwickeln. "Sehr eigene, sehr originelle Kompositionen", zeigt sich Therre begeistert.
Sie geben den Dingen eine musikalische Kennung. Schließlich haben sie es schwer mit uns Menschen. In Zeiten des hastigen Konsums wissen wir den einzelnen Gegenstand kaum noch zu schätzen. Aber Vorsicht! Heißt es doch im stückabschließenden Sprechchor der Dinge: "Wir gehören zu jedem von euch. Aber täuscht euch nicht: Ihr gehört auch uns. Wir kommen voneinander nicht los." Das kann man auch als Drohung verstehen.