Der Brief der Künstler im Wortlaut
Stellungnahme Krefelder Künstlerinnen und Künstler zur Ausstellung "Quergeschnitten - Kunst aus Krefeld heute" im Kaiser-Wilhelm-Museum:Um es vorweg zu schicken: Nichts gegen Ausstellungen von Künstlern aus Krefeld und der Region im Kaiser-Wilhelm-Museum.
Im Gegenteil - aber bitte nicht als Pausenclowns!
Nach einer sich über Jahre hinziehenden Diskussion um die schon seit langem überfällige Renovierung des Kaiser-Wilhelm-Museums, für die die Politik nur widerwillig eine Minimalfinanzierung bereitstellt, steht das Museum für das Jahr 2009 überraschenderweise ganz plötzlich vor eine monatelangen Ausstellungslücke. Offensichtlich hat sich auch niemand rechtzeitig einen Plan B überlegt.
Und da erinnert sich ebenso plötzlich der Oberbürgermeister, dass es in Krefeld ja auch noch Künstler gibt, die mal wieder im Museum ausstellen könnten. Nach 25 Jahren Pause doch sicher ein Anlass für allseitige Freude.
Man wird den Eindruck nicht los, dass Politiker in Krefeld unter Förderung von Kunst und Kultur substantiell etwas vollkommen anderes verstehen als diejenigen, die in diesem Bereich professionell künstlerisch tätig sind.
Insgesamt scheint in Krefeld die Verantwortung der politischen Entscheidungsträger für die Pflege der lokalen Kunstszene entweder an private Initiativen wie Vereine und Galerien abgegeben worden oder faktisch in das Aufgabenfeld der Abteilung Stadtmarketing übergangen zu sein.
Veranstaltungen wie "Ab in die Mitte" und "Krefelder Samstage" wie auch die geschmackvoll dekorierten Schaufenster leerstehender Ladenlokale in der Innenstadt zeigen das vorherrschende Verständnis von Kunst und Künstlern und das daraus resultierende Qualitätsniveau.
Auch die als Beleg lokalbezogener Kulturarbeit herangezogene Ausstellung Krefelder Künstler in der Partnerstadt Hamamatsu entstand nicht aus einer Initiative der Krefelder Kulturpolitik oder des Museums. Sie wurde angeregt vom Amt für Wirtschaftsförderung und diente erklärtermaßen vorrangig der Kontaktpflege zu japanischen Wirtschaftspartnern, weniger der Förderung Krefelder Künstler.
Was ja nicht grundsätzlich schlecht sein muss, aber auch nicht unter falschem Etikett als besonderer Verdienst um die lokale Kultur verkauft werden sollte.
Krefelder Stadtverwaltung und politische Entscheidungsträger haben sich in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich der Förderung lokaler oder regionaler Künstler wahrlich keine Auszeichnungen verdient. Verantwortung wurde ignoriert oder in unpassender Weise delegiert.
An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass bei der Ausschreibung der Stelle und der Wahl des jetzigen Museumsleiters von politischer Seite dezidiert hervorgehoben wurde, er solle sich engagierter als seine Vorgänger um die regionale Kunstszene kümmern. Ein frommer Wunsch, der, einmal delegiert und auch nicht wirklich ernst genommen, auf beiden Seiten sofort in Vergessenheit geriet.
Jedenfalls haben die Krefelder Künstler in all den Jahren nichts davon bemerkt. Weder Herr Dr. Hentschel noch Frau Dr. Martin fielen den hiesigen Künstlern durch ihre intensive Kontaktpflege auf.
Jetzt anlässlich der von der Politik dem Museum als Lückenfüller aufgedrängten Ausstellung Krefelder Künstler von "Basisarbeit" zu reden oder zu behaupten, sich einen "Überblick über das Spektrum der Krefelder Kunstszene" verschaffen zu wollen, ist nach Jahren der Ignoranz schlicht scheinheilig.
Bei der geplanten Ausstellung Krefelder Künstler im Kaiser-Wilhelm-Museum wird eine temporäre Verlegenheitslösung als Super-Idee verkauft, die in Wirklichkeit nur die langjährige Vernachlässigung der lokalen Kunstszene kaschieren soll.
Künstler werden instrumentalisiert, - man hat hier je Erfahrung mit der Dekoration leerstehender Geschäftsräume -, die Realität wird zurechtgebogen und alles zusammen für die Augen der Öffentlichkeit schön aufgehübscht. Damit ist dann nach außen das Soll erst mal wieder erfüllt und es kann wieder so weitergehen wie vorher.
Tatsächlich werden hier mit geheucheltem Interesse von Politik und Museumsleitung lediglich Dumme gesucht, die eine von beiden Seiten zu verantwortende Lücke schnell und billig füllen sollen. Und die am besten auch noch stolz darauf sind, endlich einmal im Kaiser-Wilhelm-Museum an einer Ausstellung mit dem unsäglichen Titel "Quer geschnitten!" teilgenommen zu haben.
Wir sind der Absicht, dass Oberbürgermeister und Museumsleitung auf diese peinliche Alibiveranstaltung besser verzichtet hätten und stattdessen lieber ein wirklich tragfähiges und langfristiges Konzept für eine möglichst qualitätsvolle regionale Künstlerförderung entwickeln würden.
Denkbar wären hier beispielsweise Bausteine wie periodische Studioausstellungen einzelner Künstler im Museum, auf den öffentlichen Raum in Krefeld bezogene Projekte, Unterstützung von Atelierhäusern, Austauschprojekte, Katalogbeihilfen oder Anläufe.
Zielrichtung sollte neben der Förderung einzelner lokaler Künstler vor allem auch die Förderung eines intensiven Austausches und kulturellen Klimas sowie Anreize zur Qualitätssteigerung sein.
Karin Besser, Jürgen Drewer, Setsuko Fukushima, Klaus Gärtner, Jürgen Grünauer, Doris Grünwald, Brigitta Heidtmann, Ralf Janowski, Doris Kaiser, Jan Kalff, Bart Koning, Johannes Trittien