Konzert Schönhausen-Chor feiert 65. Geburtstag
Am Dienstagabend gibt es für die Fangemeinde des Schönhausen-Chors nur ein Ziel – das Sommerkonzert in St. Matthias Hohenbudberg. In diesem romanisch-gotischen Biotop zwischen Rhein und Chempark bietet man mit einem kleinen Jubiläum sein zehntes „Sommerkonzert am Fluss“.
An das 65-jährige Bestehen des Schönhausen-Chors in diesem Jahr erinnert Gabriele Schulten, die Vorsitzende des Schönhausen-Chors in ihrer Begrüßung. Dann plaudert sie aus dem Nähkästchen der Proben für dieses Konzert: „Jazz im Chor ist gar nicht so leicht!“
Dabei haben sich die Sängerinnen und Sänger mit ihrem Programm noch der Herausforderung gestellt, zwischen Madrigalen aus der Zeit der Renaissance und ihren Umsetzungen in der Welt des Jazz – nur unterbrochen durch kurze Phasen des Applauses – hin und her zu pendeln.
Besonders interessant ist dabei, dass der Chor einige Madrigale ausgewählt hat, die mit denselben Texten einen musikalischen Sprung über rund 400 Jahre Musikgeschichte inklusive eines Genrewechsels darstellen. In den historischen Ausgaben der mehrstimmigen Gesänge präsentiert der Chor die Werke a cappella, in den jazzigen Interpretationen mit der Begleitung von Mariko Sudo am Flügel.
Musik aus der Romantik von Frédéric Chopin und Félix-Alexandre Guilmant stimmt das Publikum kurz auf das Konzert ein, dann folgt von Bob Chilcott (*1955) die Nidaroz Jazz Mass. Schön stimmt die Pianistin mit ihrem Part auf den Wechsel in der Musik ein, bevor der Chor mit großer Homogenität die feinen Nuancen- und Stilwechsel in den recht unterschiedlichen Sätzen der Jazz-Messe umsetzt. So kommt das Gloria schwungvoll und mitreißend daher; da können zum ersten Mal Fußspitzen mitwippen. Einen anderen Charakter erhält das getragene Sanctus, während es im Benedictus einen Lobgesang gibt, der sich beachtlich zu steigern vermag – das Lob kommt aus dem Innersten und ist wahrlich überzeugend. Einen größeren Bogen schlägt das Agnus Dei vom zarten, einfühlsamen Beginn, den man als „lyrisch jazzig“ bezeichnen könnte, hin zu einer eindringlichen Bitte, die wiederum mit „dona nobis pacem“ leise ausklingt und sich im Raum zu verlieren scheint. Eine wunderbare Interpretation gelingt da dem Chor unter seinem Dirigenten Joachim Neugart.
Im zweiten Teil des Konzerts stellt der Schönhausen-Chor Madrigale von Thomas Morley (1557-1603) und John Bennet (1575-1614) den Neuvertonungen von Chilcott in seinen Little Jazz Madrigals gegenüber. Schon in den Fassungen aus der Renaissance wird deutlich, dass Madrigale auch eine Form der Volksmusik jener Zeit waren. Unverkennbar am beliebten Refrain „Fa la la la“ – egal ob es sich im Lied um eine Aufforderung zum Singen und Fröhlich sein handelt oder um die Qualen eines entflammten Herzens. Für Chilcott bietet sich mit dem „Fa la la la“ beste Gelegenheit, in seinen Interpretationen den Silben einen flotten Rhythmus, einen jazzigen Drive zu geben.
Das Publikum lässt sich mitreißen und applaudiert so kräftig, dass die Musikerinnen und Musiker nicht an zwei Zugaben vorbeikommen.
Weitere Informationen zum Schönhausen-Chor und ihren Konzerten stehen online.