Kunst Geometrische Street-Art im 35blumen
Felix Rodewaldt zeigt seine neueste Arbeit in der Technik von Tape Art und Wall Painting in Krefeld.
Wer zeitgenössische Malerei nur mit viel Spontaneität im Farbauftrag und der Komposition verbindet, der wird aktuell im Projektraum bei 35blumen eines Besseren belehrt. Die beiden großen Wandflächen in der ehemaligen Schmiede an der Straße Zum alten grünen Weg zeugen von einem wohlüberlegten Planen und Ausführen des Künstlers Felix Rodewaldt. Das Thema seiner Arbeit, mit gemalten Quadraten und Dreiecken eine Dreidimensionalität vorzutäuschen, ist nicht neu; sie in der Technik von Tape Art und Wall Painting auszuführen – und dann noch auf relativ großer Fläche, kann man dagegen schon als einen neuen Trend der internationalen zeitgenössischen Kunst bezeichnen.
So kann Harald Franz in seiner Einführung zur Vernissage auf Rodewaldts Beteiligungen an Street-Art-Festivals zwischen New York und Tokio hinweisen. Mit Ausstellungen, Aktionen und Workshops in mehreren Ländern ist der junge Künstler international unterwegs, der an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Peter Kogler studiert hat. Mit Blick auf die gestalteten Wände sagt Franz: „Es macht Spaß, neue Tiefen zu entdecken.“
Diese Tiefen aufzuspüren, verlangt vom Betrachter die Muße, sich der Komposition hinzugeben, aber dann entdeckt man weit mehr Räumlichkeit, als man von dem nicht unbekannten Schema erwartet. Dafür eignen sich die Sitzgelegenheiten in der einstigen Schmiede bestens und die zweidimensionalen Flächen beginnen schließlich, sich in verschiedene Reliefs zu verwandeln, die Malerei scheint lebendig zu werden.
Um aus der Vielfalt an geometrischen Formen eine Illusion von Räumlichkeit zu erreichen, bereitet Rodewaldt seinen Entwurf sorgfältig vor und zeichnet dabei eine Bleistiftskizze auf die Wand, die das komplette Raster bereits vorgibt. In der aktuellen Arbeit sind es rund 200 Dreiecke. Dann werden – wie man es auch von eigenen Anstreicherarbeiten kennt – Konturen mit Bändern abgeklebt, damit es saubere Ränder bei den Farbflächen gibt. Er trägt dazu Dispersionsfarben mit kleinen Rollen auf. „Das war hier drei Tage Arbeit von 9 Uhr morgens bis in den Abend.“ Es wäre spannend gewesen, hätte Rodewaldt den pfeilerartigen Vorsprung in der Wandmitte auch in seine Komposition einbezogen und hier eine Verbindung zwischen den beiden farbigen Teilen geschaffen – das echte Relief malerisch „eingebaut“.
Für ihn ist die Vergänglichkeit seiner Arbeit kein Problem, denn nach Ausstellungsende am 23. April wird die Wand wieder geweißelt, seine Arbeit bleibt nur in Fotos und der Erinnerung erhalten. „Man lässt das Werk los, wenn man fertig ist“, sagt Rodewaldt.
Die Chance auf ein Werk, dem eine längere Haltbarkeit zugestanden wird, soll er jedoch nicht weit von der alten Schmiede entfernt bekommen. Franz erwähnt in seiner Laudatio, dass Felix die große Wandfläche am Hinterhaus zum Westwall 80 gestalten soll.
Die Gestaltung von Fassaden und Wänden in Innenräumen gehört seit zehn Jahren zum Broterwerb für den Künstler. Bei kleineren Aufträgen geht er mit einem Rucksack voller Klebebänder und Farben auf Reisen, für Großprojekte muss er natürlich einen anderen Aufwand treiben und besitzt dafür auch einen Führerschein für Hubwagen und Arbeitsbühnen. Auch wenn er dann in alleine luftiger Höhe seiner kreativen Arbeit nachgeht, sieht er sich nicht als einsamer Künstler, sondern als jemand, der ein buntes vielseitiges Leben führen kann.