Workshop Tanzen geht einfach überall
Ungewöhnliche Orte gibt es in Krefeld genug. Sechs junge Menschen haben sie mit Choreograph Andreas Simon beim „Kulturrucksack“ erforscht.
Krefeld. Es ist dunkel, nur ein paar Rohrlampen, die an den Decken angebracht sind, spenden Licht und zeichnen auf den Betonwänden Schatten nach — Schatten von Tänzer Andreas Simon und den Workshopteilnehmern des Stücks „Frei im Raum“. Überall wo sie hintreten, wird im Bunker unterhalb des Cinemaxx-Kinos feiner Staub aufgewirbelt. Im ersten Moment ein sehr ungewöhnlicher Ort für einen Tanzworkshop.
Bei näherem Betrachten erweist sich dieser Ort aber als nahezu perfekt für den Workshop von Simon. Während anderswo in Trainingsräumen getanzt wird, machen sich Leon, Jaro, Melissa, Mandy, Lara und Johanna die ungewöhnlichsten Orte in Krefeld zu eigen. Die Jugendlichen waren bereits auf dem Parkdeck vom Kaufhof, im Dachstuhl der Friedenskirche und im Umweltzentrum am Hülser Berg. Heute ist der alte Bunker unterhalb des Kinos am Hauptbahnhof der Ausgangspunkt für den fünftägigen Workshop, bei dem es vor allem darum geht, „dass die Kinder die verschiedenen Räume wahrnehmen“, wie Choreograf Simon erklärt.
Der Bunker, der eine ganz eigene Atmosphäre ausstrahlt, ist dafür wie gemacht, wie auch der 13-jährige Jaro findet: „Hier unten ist es echt cool. Wir haben richtig viel Platz und können uns frei bewegen.“ Er besucht bereits seit drei Jahren bei Simon einen experimentellen Tanzkurs. Als plötzlich Breakdance-Beats erklingen, nutzt der 13-Jährige wie selbstverständlich die Treppen und Betonwände und baut sie in die Choreografie ein.
Für Simon ist es weniger wichtig, wie die Kids sich bewegen, sondern viel mehr, was sie mit den Räumlichkeiten anstellen. „Es sind ja schon sehr ungewöhnliche Orte, zu denen wir in dieser Woche Zutritt haben“, sagt der Tänzer. Orte, die die Fantasie der Kinder beflügeln und ihre Kreativität fördern sollen. Für den 13-jährigen Leon ist das Tanzen bei Simon auch nichts Neues, wie er erzählt. „Ich tanze schon seit sieben Jahren bei Andreas. Mir macht es unheimlich viel Spaß zu improvisieren und Sachen auszuprobieren.“ Auch für die vier Mädchen steht der Spaß im Vordergrund. Besonders gut fanden sie bisher die Beobachtungsaufgaben, die Simon ihnen gestellt hat. „In der Innenstadt mussten wir Passanten beobachten und ihren Laufstil dann nachmachen“, sagt Lara.
Die Gruppe hat in den vergangenen Tagen ein Gespür dafür bekommen, was schnelles und langsames Laufen ist und welche andere Arten von Bewegung es gibt. „Zeit und Raum spielen hier eine große Rolle“, weiß Johanna. Für alle sechs war es eine gute Möglichkeit, während der Sommerferien „zu chillen“, wie die 13-jährige Mandy erzählt. Nachdem sie das gesagt hat, rennen die sechs los. Geradeaus am riesig langen Gang des Bunkers entlang. Staub wirbelt auf und hier und da kommen alte Rohre zum Vorschein. Als einer der Workshopteilnehmer am Ende des Gangs in die Luft springt, ist das Motto des Workshops zum Greifen nah: Frei im Raum.