Theater am Marienplatz: Essay über zwei unterschiedliche Helden der Musik
Auftakt mit „Richard Wagner auf den Spuren von John Cage“.
Krefeld. John Cage wäre im letzten Jahr 100, Richard Wagner in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden. Werner Klüppelholz, Musikwissenschaftler und Wegbegleiter Mauricio Kagels, zwingt die beiden zusammen, obwohl sie ein Jahrhundert und sicher noch mehr trennt.
„Richard Wagner auf den Spuren von John Cage. Eine Parallelmontage“ nennt er seinen Rundfunkessay, den der Südwestrundfunk im letzten Dezember ausstrahlte. Im Fischelner Theater am Marienplatz war der Text jetzt Basis für den Auftakt der Saison, die unter dem Motto „Szenisches Hörspiel“ steht.
„Die einflussreichsten Komponisten ihrer Epoche“ seien beide gewesen, Wagners Revoluzzertum der frühen Jahre wird mit Cages Abkehr von gängigen musikalischen Vorstellungen kurzgeschaltet und so weiter. Man muss hier die dargebotenen Inhalte nicht vertiefen, kann aber feststellen, dass die Widersprüchlichkeit Wagners, die bis heute polarisiert, bei der Suche nach Gemeinsamkeiten mit Cage auf der Strecke bleibt. Wagner, der Revolutionär und Königsfreund, der innovative Musikdramatiker und wüste Antisemit — von all dem nichts.
Theatrale Qualitäten hat der Text von Klüppelholz eh nicht. Man fragt sich ernsthaft, warum TAM-Leiter Pit Therre ihn ausgesucht hat. Der Text ist zwar in Radiomanier auf mehrere Sprecher verteilt — den Autor und drei „Zitatoren“, die Zitate verlesen -, aber daraus ergibt sich keine szenische Qualität.
An den Endpunkten eines imaginären Kreuzes sind auf der TAM-Bühne vier Sprecherplätze angeordnet. Nina Sträter als Autor und Pit Therre als Sprecher von Sekundärliteraturzitaten sitzen sich an der kurzen Achse gegenüber.
An den Endpunkten der langen Achse gibt Alfred Pollmann mit Kopfhörer John Cage, und Karsten Lehl spricht mit Wagner-Kappe Zitate des Opernkomponisten. Pollmann und Lehl bedienen zudem CD-Player, die Musikbeispiele liefern.
Abgesehen von der Musik, wird eigentlich nur Text verlesen, ein ästhetischer Mehrwert durch die Präsentation auf der Bühne wird nicht erkennbar. So entpuppt sich dieser Umgang mit dem Essay von Klüppelholz als Missverständnis, leider kein produktives.
Weitere Aufführungen: 13., 20., 27. September, jeweils 22 Uhr.