Vor 60 Jahren zog der Jazz in den Keller
Die Veranstalter planen eine Reihe von Festkonzerten. Los geht es am Donnerstag.
Krefeld. War das nicht erst gestern, als die deutschen Jazzstars Klaus Doldinger, Manfred Schoof und Wolfgang Dauner dem Jazzkeller musikalisch zum 50. Geburtstag gratulierten? Schon wieder zehn Jahre her sind die Feiern zu einem halben Jahrhundert Jazzkeller. Im kommenden April wird die Krefelder Musikkneipe bereits 60 Jahre alt — und gefeiert wird auch wieder ordentlich.
Sechs Konzerte stehen auf der Liste des Festprogramms, fünf davon bestreitet der Jazzklub Krefeld. Das Geburtstagskonzert am 10. April, das heißt, auf den Tag genau 60 Jahre nach der Eröffnung im Jahr 1958, organisiert der Jazzkeller selbst.
Der Jazzkeller in Frankfurt (1952), das Cave in Heidelberg (1954) und der Bielefelder Bunker Ulmenwall (1956) hatten schon ihre Pforten geöffnet, als der Student Hans-Josef Dillmann den Krefelder Jazzkeller 1958 aufmachte. Abgebrannt ist die Kneipe schon einmal. Doch zahlreiche Wirte konnten die Jazz-Institution schließlich alle am Leben erhalten.
Der älteste deutsche Jazzkeller ist der Krefelder Keller zwar nicht, aber Günter Holthoff, Ehrenvorsitzender des Jazzklubs Krefeld, schwört Stein und Bein darauf, dass nur der in Frankfurt länger kontinuierlich betrieben wird.
So oder so, der schlauchartige Keller unter der Lohstraße mit seiner kleinen Bühne und Platz für 100 Gäste, ist ein Juwel für das Kulturleben der Stadt, und mit der Aufzählung der Jazzgrößen aus aller Welt, die hier schon die Treppenstufen herabgestiegen sind, könnte man in Berlin, Hamburg, München oder auch der benachbarten Landeshauptstadt Düsseldorf unter den dortigen Jazzfans heftige Neidattacken auslösen.
So kann es denn auch nicht verwundern, dass das Personal der kommenden Festkonzerte den Krefelder Jazzfans bekannt vorkommen wird. Der Jazzklub greift, das ist jetzt auch schon eine Tradition bei den zahlreichen Jubiläen der letzten Jahrzehnte, bei seinen Beiträgen zum Geburtstag auf Musiker zurück, die (fast) alle schon einmal hier gastierten. So ermöglichen die Konzerte nebenbei einen Rückblick auf die Geschichte.
Auf die ersten alten Bekannten trifft man schon am kommenden Donnerstag, 11. Januar (ab 20.30 Uhr). Drei Holländer und ein Amerikaner gestalten den Auftakt zu den Geburtstagskonzerten. Der Amerikaner ist Ray Anderson. Sein Posaunenspiel ist technisch so versiert wie immer — und überraschend frech noch dazu. Der 1952 in Chicago geborene Musiker wurde spätestens in den 1980er Jahren mit der Avantgarde-Funk-Truppe Slickaphonics weltbekannt, in den 1990er Jahren war er etwa mit seinem Trio BassDrumBone in Krefeld zu Gast.
Die drei Holländer gehören zur Speerspitze der improvisierten Musik in Europa, allen voran der Schlagzeuger Han Bennink. Humorvoll wechselt Bennink zwischen gebundenem und freien Spiel, allen, die ihn hier schon gesehen haben, wird die Erinnerung ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Saxofonist Paul van Kemenade und Bassist Ernst Glerum ergänzen das hochkarätige Quartett, der Jazzklub empfiehlt dringend, den Vorverkauf zu nutzen.