Landheim in Herongen bleibt Unterkunft
Angesichts der Flüchtlingszahl ist die Beschlagnahmung von Wohnraum Thema.
Krefeld. Im Zusammenhang mit der Unterbringung von Flüchtlingen ist in der Krefelder Stadtverwaltung auch die Beschlagnahmung von Wohnraum ein Thema. Das hat Oberbürgermeister Gregor Kathstede am Dienstag in der Ratssitzung gesagt. Anlass war die Diskussion um die Nutzung des Krefelder Schullandheims in Herongen. Die Linke hatte beantragt, das Gebäude ab 1. Januar wieder Schulklassen zur Verfügung zu stellen und damit eine hitzige Diskussion über den Umgang mit Flüchtlingen ausgelöst.
Stadtdirektorin Beate Zielke hatte berichtet, dass die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg den Mietvertrag für das städtische Gebäude schon mehrfach verlängert hat: „Zunächst sollte es nur für die Herbstferien als Flüchtlingsunterkunft dienen, dann bis Ende Oktober, dann bis Ende des Jahres. Derzeit ist bis Ende März 2015 verlängert“, berichtete Zielke.
Und sie glaubt nicht, dass das Thema dann erledigt ist: „Meine Schätzung ist, dass das länger dauern wird.“ Sie rechnet für nächstes Jahr mit 1500 bis 2000 Flüchtlingen in Krefeld. Die Bezirksregierung habe in den ersten Kontakten sehr deutlich gemacht, wie dringend das Problem ist und angedeutet, dass sie notfalls das Schullandheim beschlagnahmen würde, wenn die Stadt nicht kooperativ sei. Das Land stehe für alle Kosten gerade, die mit der Nutzung zusammenhängen — auch Entschädigung für Gäste, die bereits gebucht hatten oder die spätere Wiederherrichtung des Heims.
Aufmerksam geworden sei die Bezirksregierung auf das Schullandheim allerdings erst durch die öffentliche Diskussion in Krefeld, ob man das Gebäude nicht in Zeiten des Nothaushalts verkaufen solle (die WZ berichtete). Grüne und SPD appellierten an die Verwaltung, dass man die Zeit der Vermietung nun nutzen solle, um zu prüfen, wie viele Gäste sich überhaupt angemeldet hatten und um sich Vorschläge für Verkauf oder Erhalt zu erarbeiten.
Allgemein wurde der Linken-Antrag als Stimmungsmache verurteilt. Begrüßt wurde der Vorschlag der Verwaltung, einen Gipfel zum Thema Flüchtlinge möglichst noch vor Weihnachten einzuberufen, bei dem die weitere Vorgehensweise besprochen werden soll. In der jüngsten Fraktionsvorsitzendenrunde hatte der zuständige Fachbereichsleiter Wolfram Gottschalk eindringlich geschildert, wie dünn die Personaldecke in seinem Bereich ist und wie man sich dennoch bemüht, die hilfesuchenden Menschen vernünftig unterzubringen.
Der Druck sei so groß, dass man sich trotz anfänglicher Skepsis nun doch an die Sanierung des leerstehenden Seniorenheims an der Westparkstraße mache, um auch dort Flüchtlinge unterbringen zu können.