Bezahlbarer Wohnraum in altem Gemäuer
Vier oder fünf einfache Wohnungen könnten hier entstehen, schlägt die Verwaltung vor.
Ratingen. Sie steht leer, seit bereits vor Monaten die letzten Flüchtlinge die Unterkunft an der Mettmanner Straße verlassen haben. Mit aktuell 1146 Flüchtlingen in Ratingen hat sich die Situation deutlich entspannt — wie überall in Deutschland. Allerdings gibt es Bedarf an anderer Stelle: Wer als Flüchtling anerkannt wurde, muss eigentlich die städtische Unterkunft verlassen und in eine eigene Wohnung ziehen. Für rund 500 Flüchtlinge konnte bereits bezahlbarer Wohnraum in Ratingen gefunden werden. Derzeit warten nach Auskunft des Sozialamtes aber noch 127 Personen mit Anerkennung darauf, eine Bleibe zu finden. Bis das gelingt, dürfen sie in ihrer bisherigen Unterkunft bleiben, um nicht obdachlos zu werden.
Auch aus diesem Grund will die Stadt Ratingen den maroden Bau nicht aufgeben. Nach einer gemeinsamen Begehung von Experten aus der Bauverwaltung und dem Sozialamt ist ein neuer Plan für das Gebäude entstanden, in dessen unmittelbarer Nähe Mitte April 2016 ein acht Jahre alter Junge in einem Tümpel ertrank. „Wir können uns vorstellen, dort vier bis fünf einfache, aber lebenswerte Wohnungen einzurichten“, sagte der Erste Beigeordnete und Sozialdezernent Rolf Steuwe.
Als Zielgruppe sieht Steuwe Familien mit geringem Einkommen oder Unterstützung durch Hartz IV. Für sie gibt es derzeit in Ratingen zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Bevor die Unterkünfte allerdings beziehbar wären, müssen sie von Grund auf renoviert werden. An dieser Stelle sei die Sozialverwaltung auf die Unterstützung durch Experten der städtischen Bauabteilung angewiesen. „Und die haben derzeit derart viel zu tun, dass ich dieses Projekt erst einmal auf die lange Bank geschoben habe“, gesteht Steuwe. Nicht einmal auf eine Jahreszahl für den Baubeginn möchte er sich festlegen.
Bereits seit 2015 dauert das Tauziehen um die Zukunft der städtischen Unterkunft. Damals zeigten die Grünen im Sozialausschuss Fotos, die einen Monat zuvor entstanden waren. Darauf waren die Missstände deutlich dokumentiert. Die Fraktion der Grünen betonte: „Die Zustände, in denen diese Menschen leben müssen, haben uns schockiert und betroffen gemacht. Wir hätten nicht gedacht, dass uns anvertraute Menschen in unserer Stadt eine solche Unterkunft zugewiesen bekommen.“
Damals hatte der Leiter des Ratinger Sozialamtes, Klaus Pakusch, darauf hingewiesen, dass ein Teil der als vergammelt kritisierten Ausstattung offenbar von den damaligen Bewohnern und nicht aus städtischen Beständen stammte. Dabei ging es vor allem um total verrostete Spinde.
Auch die CDU-Fraktion hatte sich die Missstände angesehen: In einem Zimmer gab es zum Beispiel ein Doppelbett und drei alte durchgelegene Matratzen. Diese wurden tagsüber übereinander gestapelt, nachts wurden den sie zum Schlafen nebeneinander gelegt. Die zur Verfügung gestellte Waschmaschine war defekt, Wasser lief aus, bildete eine große Pfütze, Kabel waren offen verlegt, Duschen und Toiletten waren sehr alt. Für Politik und Verwaltung stand fest: So konnte es in dieser Unterkunft nicht weitergehen.