Amok-Fehlalarm im Gymnasium
Während die Polizei nach der Ursache für den Fehlalarm in Lintorf sucht, sind Eltern unzufrieden mit dem Verhalten der Lehrkräfte.
Ratingen. Um 8.34 Uhr gestern Morgen erhielt der Vater einer Schülerin des Kopernikus-Gymnasiums eine Whatsapp-Nachricht von ihr. An der Schule gebe es einen Amok-Alarm, Näheres sei nicht bekannt. Der besorgte Vater fuhr zur Schule, traf dort um 8.53 Uhr ein. „Als ich ankam, war noch keine Polizei da“, erzählt er. Erst später seien Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen eingetroffen. „Es hat sich dann ziemlich schnell herausgestellt, dass es sich um einen technischen Fehlalarm gehandelt hat, wodurch er ausgelöst wurde, das untersuchen wir noch“, erklärt Ulrich Löhe, Sprecher der Kreispolizei Mettmann.
So weit die Übereinstimmungen. Laut Polizei sei sie vom Hausmeister der Schule informiert worden. Es habe bei der Alarmierung der Einsatzkräfte aber keine zeitlichen Verzögerungen gegeben. Da ist die Schule anderer Meinung. „Weisungsgemäß haben alle Beteiligten im Gymnasium die Türen verschlossen und auf das Eintreffen der Sicherheitskräfte gewartet, was im Ernstfall binnen weniger Minuten der Fall sein sollte. Heute geschah dies allerdings nicht, worauf wir bei der Polizei nachfragten“, schreibt Schulleiter Roland Loos in der Information an die Eltern, die auf der Homepage der Schule veröffentlicht ist. Wie Loos weiter erklärt, sei ein Notruf zu den Sicherheitskräften nicht durchgeschaltet worden.
Doch nicht nur bei der Weiterschaltung des Alarms scheint es gehakt zu haben. Wie eine Mutter berichtet, sei die Lehrerin ihrer Tochter nicht über das Zeichen des Alarms informiert gewesen. „Sie wollte die Klasse verlassen, weil sie dachte, es sei eine Feuerübung“, schreibt die Mutter. Auch sei die Situation nicht aufgelöst worden. „Eine Durchsage des Schulleiters ist nicht das verabredete Zeichen, dass alles okay ist.“
Insgesamt habe es eine knappe halbe Stunde gedauert, bis dann nach der Durchsuchung aller Schulräume auf Weisung der Sicherheitskräfte Entwarnung gegeben werden konnte, erklärt Loos. Inzwischen hatten zahlreiche Kinder ihre Eltern per Handy informiert und blieben mit ihnen per Whatsapp in Kontakt. Eine nur zu menschliche Regung, die nach Angaben des Schulleiters und der Polizei aber gerade bei einer möglichen Gefährdungslage nicht hilfreich sei. „Das löst zusätzliche Besorgnis aus. Zudem könnten wichtige Mitteilungen nicht mehr durchdringen“, sagt Roland Loos.
Die Schüler hätten auf den Vorfall ganz unterschiedlich reagiert, erklärt der Schulleiter. Er habe den Lehrern freigestellt, ganz individuell zu verfahren. Einige Schüler seien so betroffen gewesen, dass die Eltern informiert worden seien, ihre Kinder abzuholen. Allerdings wurden in manchen Lerngruppen anschließend auch angesetzte Klausuren geschrieben.
Für den eingangs erwähnten Vater war dies kein verantwortungsvoller Umgang mit den Schülern. Loos dagegen erklärt, dass sich die Schüler darauf vorbereitet hätten. Wer mit der Situation nicht zurecht kam, durfte jedoch nach Hause gehen oder dürfe im Einzelfall die Klausur wiederholen.
Die Schulleitung hat nach dem Vorfall gestern die Stadt Ratingen informiert. Loos betonte: „Der geschilderte Verlauf entspricht nicht dem für einen solchen Notfall vorgesehenen Prozedere. Wir haben dies bereits gegenüber der Stadt moniert und sowohl um Aufklärung wie vor allem um Vorkehrungen gebeten, die einen reibungslosen Ablauf gewährleisten.“
Währenddessen versuchen Beamte der Ratinger Polizei herauszufinden, wie es zu dem Fehlalarm kommen konnte.