Erster Schritt gegen Personalnot in Kitas

Krankheiten, Urlaub oder Weiterbildungen brachten in der Vergangenheit immer wieder den Kita-Betrieb ins Stocken. Die Lösung naht.

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Ratingen. Kleiner Erfolg im Kampf gegen die Personalnot in den städtischen Kindertageseinrichtungen: Der Jugendhilfeausschuss (JHA) stimmte mehrheitlich — bei Enthaltung von CDU/FDP — einem weitreichenden Antrag der Grünen zu. Unter anderem sollen sechs unbefristete Springerstellen „zur Kompensierung von krankheitsbedingten Ausfällen, Fort- und Weiterbildung sowie Urlaubszeiten“ geschaffen werden. Einen solchen „Springerpool“ hatten auch Gesche Hansmeier vom Personalrat und die Gleichstellungsbeauftragte Gabi Welsch-Schwalfenberg gefordert. Bei der Sitzung des JHA waren auch viele Eltern der besonders betroffenen Kita Klompenkamp anwesend.

Gabi Welsch-Schwalfenberg, Gleichstellungsbeauftragte

Die Stadtverwaltung hatte nur vier befristete Stellen vorgeschlagen — und wollte gleichzeitig an anderer Stelle Personal abbauen. Auch die Stadt Ratingen hat mit einem hohen Krankenstand und einer daraus resultierenden regelmäßigen Personalnot zu kämpfen. Es sei vorgekommen, dass Eltern einen Anruf bekommen hätten, doch bitte das Kind aus der Kita abzuholen, weil das Personal fehlte, sagte Susanne Stocks (Grüne), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Sie freut sich, dass ihr Antrag mehrheitlich in ihrem Ausschuss verabschiedet wurde und hofft auch auf die Ratsmehrheit.

„Zur Sicherung der pädagogischen Arbeit und des frühkindlichen Bildungsauftrages in städtischen Einrichtungen wird weiterhin die volle Ausschöpfung des zweiten Personalstundenwerts für Kibiz-Gruppenformen für die Personalausstattung zugrunde gelegt“, heißt es in dem Antrag der Grünen. Das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) bildet seit dem 1. August 2008 die Grundlage der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für die frühkindliche Bildung in NRW. Der „zweite Wert“ (Kibiz) geht über die Mindestanforderungen hinaus. Bei der Stadt befürchtet man, dass die eigenen Einrichtungen dadurch einen „Wettbewerbsvorteil“ gegenüber freien Trägern erlangen könnten. Bei Langzeiterkrankungen nach Ende der Lohnfortzahlung wird die Verwaltung wie bisher befristet zusätzliche Mitarbeiterinnen einstellen. Jährlich soll nun die Verwaltung einen Erfahrungsbericht zu den Entwicklungen und zur Frage der Steuerung im Personalbereich vorlegen.

Rainer Vogt, Fraktionschef der Bürger-Union (BU), freute sich über den Beschluss: „Die neuen Stellen werden zu einer Flexibilisierung und Verbesserung der personellen Ausstattung im Kita-Bereich führen, die den politischen Vorstellungen der Bürger Union entspricht.“ Er erinnerte an einen ähnlich lautenden Antrag von BU, Grünen und SPD im Mai dieses Jahres.

Im Februar hatte Hansmeier, die Vorsitzende des Personalrates, im Rat die Alarmglocken geläutet — im Beisein zahlreicher Kollegen, die mit ihrer Anwesenheit dokumentieren wollten, dass es so an den städtischen Kitas nicht weitergehen kann. An den Einrichtungen herrsche ein akuter Personalmangel, betonte Hansmeier. In vier Kitas gebe es aufgrund des massiven Krankenstandes sogar einen Notdienst — ein unhaltbarer Zustand für alle Betroffenen, vor allem für die Kinder. Hansmeier berichtete, dass man innerhalb des Personals eine Umfrage gemacht habe — mit einer sehr hohen Rücklaufquote von rund 90 Prozent. Viele Fachkräfte bemängelten, dass die angespannte personelle Situation und der Lärm in den Kitas die wesentlichen Ursachen für krankheitsbedingte Ausfälle seien.

Die Gleichstellungsbeauftragte Welsch-Schwalfenberg hat soeben eine Stellungnahme zur entsprechenden Vorlage 275/2017 (Rahmenbedingungen in Kindertageseinrichtungen) abgegeben, die zunächst im Hauptausschuss am Donnerstag, 7. Dezember, diskutiert wird. „Im Bereich der Kindertagseinrichtung besteht ein auffällig hoher Krankenstand. Dieser liegt pro Jahr durchschnittlich bei 23,9 und 27,9 Tagen je Mitarbeiterin beziehungsweise Mitarbeiter“, rechnet sie der Verwaltung vor. Bisher seien freigestellte Leiterinnen zur Vertretung eingesetzt worden, teilzeitbeschäftigte Kräfte hätten vorübergehend die Wochenarbeitszeit erhöht oder man habe Kräfte aus anderen befristet eingesetzt. Damit sei zwar die „reine Betreuung“ sichergestellt, so Welsch-Schwalfenberg. Doch das führe „zu Vakanzen bei anderen Aufgaben und zu Überlastungssituationen und Unzufriedenheit“.