Landwirtschaft Kein leichter Sommer für Bauern in Krefeld
Krefeld · Probleme gibt es im Ackerbau und der Viehzucht. Ein Landwirt nennt die Stimmung „gedrückt“.
Erst geht der Kühlschrank kaputt, dann gibt noch die Waschmaschine den Geist auf. Zugegeben, eine Bauern-Regel ist dieser Satz nicht. Dennoch beschreibt er die Situation von Landwirten in Krefeld derzeit gut. Neben dem großen Problem der Trockenheit hat sie gleich das nächste Problem ereilt: Aufgrund der Corona-Folgen gibt es massive Verwerfungen bei den Abnehmern mancher Erzeugnisse. „Die Stimmung bei den Landwirten ist sehr gedrückt“, sagt Paul-Christian Küskens. Er ist Chef der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklären er und sein Kollege Heinz-Albert Schmitz die Nöte der Branche. Schmitz vertritt ebenso Landwirte in der Stadt. Der CDU-Ratsherr ist auch Ortslandwirt für Krefeld der Landwirtschaftskammer NRW.
Beide Männer sind sich einig: Das zentrale Problem der vergangenen beiden Jahre bleibt auch 2020 ein Problem. Die Trockenheit sei wieder da, sagt Schmitz. Das bisschen Regen der vergangenen Wochen reiche nicht aus. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Schmitz. Küskens spricht ebenso vom dritten trockenen Jahr in Folge, auch wenn sich die Situation aktuell etwas entspanne. Dennoch: 50 bis 90 Liter Regen fehlen in diesem Jahr, so Küskens. Besonders im April und Mai war es zu trocken.
Die Bauern mussten daher viel und ungewöhnlich früh im Jahr ihre Felder beregnen. Das kostet – und lohnt sich nicht bei allen Pflanzen. Bei Getreide und Zuckerrüben sei die Beregnung nicht wirtschaftlich, sagt Schmitz. Beim Getreide gelte nämlich ein Weltmarktpreis. Da können Krefelder Bauern gestiegene Kosten nicht mal eben ausgleichen. Bei den Zuckerrüben gelten festgeschriebene Preise, die mit Abnehmern vereinbart sind. Da müssen die Bauern ihre Verträge erfüllen – trotz gestiegener Kosten.
Wie die Bilanz tatsächlich ausfällt, ist vor Ende der Ernte allerdings kaum absehbar. Die Auswirkungen für Verbraucher ebenso. Küskens benennt Unwägbarkeiten. Selbst am Niederrhein seien die Regenfälle ungleichmäßig gewesen. Daher werde in der Bilanz der Betriebe „von bis alles möglich sein.“
Neben der Trockenheit klagen beide Landwirte über die Corona-Folgen. Die Nachfrage hat sich rapide verändert. Der Markt für Kartoffeln, aus denen man Pommes herstellen kann, ist eingebrochen. Dafür züchten Landwirte eigens spezielle Sorten. Doch bei eingeschränkter Gastronomie und ohne Events sinke der Pommes-Absatz, so Schmitz. Der Nachfrage-Einbruch bei den Pommes findet nicht nur in Deutschland statt. Normalerweise würden die Landwirte auch in andere Staaten exportieren, sagt Küskens. Doch auch in anderen Ländern gab und gibt es Shutdowns. Zudem fehlten durch Verwerfungen in der Logistik Container für den Transport, so Küskens. Das Problem könnte sich noch verschärfen. Denn bislang verkauften die Bauern den Lagerbestand, so Küskens. Bald kommt die neue Ernte der Pommes-Kartoffeln zusätzlich in die Scheunen.
Corona-Ärger gibt es auch bei Bauern, die Schweine züchten. Tönnies ist das Reizwort. Durch den Corona-Ausbruch in der riesigen Schlachterei fallen über Wochen Kapazitäten weg, so Schmitz. Die Schweine werden so zu lange gemästet – das schadet der Qualität.
Entspannung bei den Corona-Problemen ist aus Schmitz’ Sicht kaum zu erwarten. „Corona ist noch nicht vorüber.“ Die Folgen werde man über Jahre spüren. Zumindest eine Gruppe der Landwirte hat bislang profitiert. „Die Obst- und Gemüsebetriebe haben einen besseren Absatz“, sagt Schmitz. Die Höfe können viel verkaufen, da Verbraucher in der Corona-Zeit offenbar mehr daheim kochen.