Leerstandsmanager Holger Leroy: Die Einkaufsmeile ist zu lang
Der Leerstandsmanager Holger Leroy will das Warenangebot stärker konzentrieren. In Randlagen werden Geschäfte schließen.
Krefeld. Herr Leroy, Sie kommen aus Neuss und sehen Krefeld aus einer neutralen Sicht. Wie erleben Sie die Einkaufssituation?
Holger Leroy: Krefeld ist eine vitale und attraktive Stadt mit einem etwas zu großen Einzelhandelsbereich innerhalb der Ringe und der langen Einkaufsmeile vom Hauptbahnhof bis zur St.-Anton-Straße. Hier findet man zwar so gut wie alles, was das Herz begehrt, aber eine Konzentration ist nötig. Allein schon, weil die Laufbereitschaft der meisten Konsumenten auf maximal 600 Meter begrenzt ist.
Wie groß sind die Ladenleerstände in der City, und wie problematisch ist die Situation?
Leroy: Laut Einzelhandelsgutachten weist Krefeld mit einer Quote von neun Prozent — bezogen auf die Ladenfläche und ohne das Horten-Haus — weniger Leerstände auf als vergleichbare Städte im Bundesdurchschnitt. Allerdings stehen viele Geschäfte mit kleiner Verkaufsfläche gerade in den Randbereichen leer. Die Gesamtlage ist bei weitem nicht so schlecht wie vielfach dargestellt. Die Leerstände sind eher ein strukturelles, aber kein Krefeld-spezifisches Problem, zum Beispiel beim Mix des Warenangebots.
Welches sind Ihre Aufgaben, und wie haben Sie sich bereits eingearbeitet?
Leroy: Ich habe ja keine Vollzugsgewalt, sondern eine beratende und vermittelnde Funktion zwischen Immobilieneigentümern und Nutzern von Ladenlokalen aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistung. Die Beratung habe ich vom ersten Tag an aufgenommen, und es hat sich in der Branche schon herumgesprochen, dass jetzt ein Ansprechpartner da ist. Damit ich Anfragen nach freien Flächen, Standorten und zur Einzelhandelsstruktur sofort beantworten kann, habe ich zunächst eine qualitative und quantitative Kartierung der Flächen innerhalb der Ringe erarbeitet, die trotz des Aufwands fast fertiggestellt ist. Außerdem habe ich Kontakte zum Einzelhandelsverband, zur Krefelder Werbegemeinschaft und den diversen Interessengemeinschaften in der City und in den Stadtteilen geknüpft. Das gilt ebenso für Eigentümer- und Immobiliengemeinschaften sowie für Makler. Dieser Zielgruppe steht im nächsten Jahr ein elektronisches Ladenflächensystem zur Verfügung, um Exposés präsentieren zu können.
Die Stadt hat ja weitere Positionen wie eine City-Managerin und einen Quartiermanager installiert, um das Marketing der Stadt zu beleben. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
Leroy: Selbstverständlich tauschen wir uns untereinander aus und arbeiten bei übergreifenden Aufgaben, wie demnächst bei der Umsetzung des Stadtumbaus West, eng zusammen. Es geht uns um eine Aufwertung des gesamten Einzelhandelsumfeldes, unter anderem auch durch die befristete Zwischennutzung von Flächen, die für Filialisten wie Künstler bei Sonderaktionen interessant ist. Der Erfolg der Maßnahmen, die Stadt voranzubringen, hängt von einer gedeihlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten ab.
Auf welche Änderungen müssen sich Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe einstellen?
Leroy: Um die zentralen Einkaufsbereiche zu stärken, muss der Handel bei einem ausgewogenen Branchenmix konzentriert werden. Manchmal reicht der Blick über den Gartenzaun. Ich denke an Themenschwerpunkte wie Schmuck, Hochzeitsmode oder auch Gastronomie. Wenn die Nachfrage nach preiswerten Sortimenten größer ist als nach Pelz- und Porzellangeschäften, trägt der Markt diesem Umstand ohnehin Rechnung. Wenn dies in einer hochwertigen Einkaufslage unerwünscht ist, bedarf es auch der Aufwertung der Immobilien durch ihre Eigentümer. Die Nachfrage nach angemessenen Geschäftsräumen in guten Lagen ist größer als das Angebot. Bei Rand- und Streulagen sollte ernsthaft über einen Rückbau oder eine Umnutzung nachgedacht werden, zum Beispiel von Handelsflächen zu Praxis- und Büroflächen oder zu Wohnraum.